Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
BACHMANN, Hanns: Die Kloster- und Pfarrarchive Nordtirols, ihre wissenschaftliche Betreuung und Bearbeitung durch das Landesregierungsarchiv in Innsbruck
Straßmayr, Schutz von Schloßarchiven in Oberösterreich 91 Weißenwolff in Steyregg und erhielt als Gegenleistung zahlreiche, auf die allgemeine Landesgeschichte bezugnehmende Archivalien. Graf Clam- Martinic ließ sein Familienarchiv im Jahre 1938 durch einen Historiker inventarisieren und im Laufe des Sommers 1949 wurden die Familien- und Wirtschaftspapiere des Grafen Revertera-Salandra in Helfenberg von einem Beamten des Landesarchivs verzeichnet. Sahen sich Gutsbesitzer aus finanziellen Gründen zum Verkaufe von Archivresten, wie in Seisenburg und Wagrein, oder von Einzelstücken wie, bei den Urbaren von Wartenburg und Marsbach, veranlaßt, dann trat das Landesarchiv als Ersteher auf. Durch Kriegs Verhältnisse und die politische Umwälzung der jüngsten Zeit kamen Schloßarchive von besonderer Bedeutung: das Starhemberg’sche Archiv Eferding, die Archive der Kinsky in Freistadt, Lamberg in Steyr, Grundemann in Waldenfels und Thürheim in Weinberg in die Verwahrung des Landesarchivs. Das Schicksal des für den ausgedehnten Herrsehaftsbesitz der Herzoge von Sachsen-Koburg-Gotha im unteren Mühlviertel wichtigen Archivs Greinburg konnte im Hinblick auf die Frage des deutschen Eigentums bei der Besatzungsmacht noch nicht im günstigen Sinne entschieden werden. Wenn der über die oberösterreichischen Herrschaftsarchive ausgeübte Denkmalschutz schon günstige Ergebnisse zeitigte und bald sämtliche Bestände erfaßt sein werden, ist dies vor allem der finanziellen Förderung seitens der oberösterreichischen Landesregierung zu danken, die Jahr für Jahr ausreichende Geldmittel für Dienstreisen und Archivalienankäufe bereitstellt. Freilich sind dadurch dem Landesarchiv große Arbeiten aufgebürdet worden, die sich aber im Dienste der landeskundlichen Forschung reichlich lohnen. Wie viele junge Historiker haben in den letzten Jahren reichhaltigen QuellenstofF für Dissertationen und Hausarbeiten daraus geschöpft! Langjährige Erfahrung hat gezeigt, daß sich ein wirksamer Schutz der noch auf den Schlössern verwahrten Archive nur durch häufige Bereisungen und durch Zusammenarbeit mit den Schloßbesitzern erzielen läßt. Die alten Schriftdenkmale haben in unserem Lande durch Krieg und Besetzung gottlob verhältnismäßig sehr geringen Schaden erlitten. Eifrige Obsorge tut aber gerade jetzt sehr not, da gar manche Gutsherren für die Erhaltung ihrer Archive wegen finanzieller Schwierigkeiten nichts mehr leisten können. Hoffentlich lassen die Regierungsstellen in den anderen Bundesländern ihren Zentralarchiven die gleiche tatkräftige Unterstützung angedeihen, wie sie großzügig in Ober Österreich geübt wird. Nur so kann der Archivschutz wirksam durchgeführt und die landeskundliche Forschung erfolgreich gepflegt werden. Es folgte dann das Referat des Landesarchivars Dr. Hanns Bachmann (Innsbruck) über: Die Kloster- und Pfarrarchive Nordtirols, ihre wissenschaftliche Betreuung und Bearbeitung durch das Landesregierungsarchiv in Innsbruck. (Zusammengestellt im Aufträge der Archivleitung von Dr. Hanns Bachmann.) Welch große Bedeutung den geistlichen Archiven, wie der Dekanate und Pfarreien, von seiten der Tiroler Geschichtsforschung beigemessen