Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1. (1948)

SANTIFALLER, Leo: Quellen zur Geschichte des spätmittelalterlichen Ablaß- und Reliquienwesens aus schlesischen Archiven

Quellen zum Ablaß- und Reliquien wesen 21 der älteren Papsturkunden auch den Ursprüngen und Anfängen der päpstlichen Ablaßverleihungen nachgegangen und hoffe, die Ergeb­nisse dieser Forschungen in nicht allzu ferner Zeit abschließen und vorlegen zu dürfen1 2). Auch bei meinen tirolischen Urkundenarbeiten habe ich stets auch auf das Ablaßwesen geachtet und habe dabei nicht nur die diplomatischen Merkmale, sowie den Rechts- und Sachinhalt, sondern auch die so besonders bemerkenswerte künstlerische Aus­stattung der Ablaßurkunde zum Gegenstände meiner Untersuchungen gemacht; auch diese Arbeiten bedürfen noch der abschließenden Zu­sammenfassung ^). Und als ich mich dann dem Studium des schlesischen Urkunden­wesens zuwandte, bin ich bei der Untersuchung der Urkunden des noch in der erstenHälfte des 12. Jahrhunderts begründetenPrämonstratenser- stiftes zum Hl. Vinzenz in Breslau auf eine besonders reiche Ausbeute an Quellen zum Ablaß- und Reliquienwesen gestoßen. Enthält doch das uralte bis in das Ende des 12. Jahrhunderts zurückreichende Archiv dieses Stiftes noch heute mehr als ein halbes Hundert Ablaß­urkunden der Zeit von 1243 bis 1513. Das Vinzenzstift besaß ferner schon seit den Tagen seiner Gründung wertvolle Reliquienschätze und hat diesen Schatz im Laufe der Jahrhunderte stets gemehrt — so, daß es gerade wegen dieser Heiligtümer weitum berühmt war und das Ziel von Pilgerzügen und Wallfahrten wurde. Auch über die Reliquien fand sich im Vinzenzarchiv ein aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammendes ausführliches Verzeichnis Der in der Zeit von 1487 bis 1516 urkundlich genannte Geschichtsschreiber und Archivar des Vinzenzstiftes, Nikolaus Liebental3), hat sich im Gange seiner archi- valischen Ordnungs- und Registrierungsarbeiten4) ganz besonders 1) Vgl. zuletzt: Leo Santifaller, Saggio di un Elenco dei funzionari, impiegati e scrittori della Cancelleria Pontificia dall’inizio all’anno 1099 (= Bullettino dell’Istituto Storico Italiano e Archivio Muratoriano n. 56—57), 2 Bände, 865 Seiten, Roma 1940. 2) Vgl. Leo Santifaller, „Illuminierte Urkunden“, mit 21 Abbildungen. (Der Schiern, 16, 1935, S. 113—125.) — Leo Santifaller, „Über illuminierte Urkunden“. (Kunstgeschichtlicbe Studien, Frey-Festschrift, 1943, S. 218—233, mit 11 Ab­bildungen). 3) Vgl. Leo Santifaller, „Nikolaus Liebental und seine Chronik der Abte des Breslauer St. Vinzenzstiftes“. Mit 2 Tafeln. (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil.-hist. Klasse.) Im Druck. 4) Vgl. die näheren Ausführungen bei Santifaller, a. a. O., und Leo Santi­faller, Nikolaus Liebentals Kopialbücher des Prämonstratenserstiftes zum Hl. Vinzenz in Breslau. (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichts­forschung, Ergänzungsband XV, 1947.) S. 1—374.

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