Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)

1806

sie auf Landtagen ihre Einwilligung denen gerechten Postulaten? des Landesfürsten. Dahero pflegte man auch in Hungarn die Inn­wohner der königl. Freystädte als jene Klasse der Staatsbürger zu betrachten, welche denen allenfalsigen Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten konnte. Seit einigen Jahren hat sich jedoch, wie die Stimmung der übrigen Klassen, auch jene der gegenwärtigen wesentlich] und leider nicht zum Vortheile des Staats geändert. Die seit dieser Zeit allgemein gestiegene Theuerung, welche­auf die einzelne Existenz eines jeden Bürgers so wesentlichen], Einfluß hatte, und welche ohnerachtet mehrerer Mißjahre, doch vorzüglich] und mit Grund der allzu grossen Menge des in Cir­culation befindlichen] Papier-Geldes und dem Miß-Credit desselben zugeschrieben wurde, erweckte zuerst die allgemeine Unzufrieden­heit. Die durch die ausserordentliche], unverhältnißmässige Theue­rung aller Producten, daß [sie!] ungleiche Steigen und Fallen der Papiere und der Münze beförderte wucherische Speculationen und Agiotage, die grossen Gewinne, welche manche Menschen mit Nachtheil ihrer Mitbrüder bey diesen Speculationen machten, lockten viele aus der Bürgerklasse an, diesem Beyspiele zu folgn und ihr gewöhnliches] Gewerb, den Handel zu verlassen und sich gantz* solchen Unternehmungen zu widmen. Dadurch litt wesentlich] die Moralitaet, die Denkungsart der Bürger, jenes zur Erhaltung der bürgerlichen] Gesellschaft so nöthige Gefühl, für das Unglück und die Noth seiner Mit­menschen und mit letzterem erkaltete nothwendigerweise auch Gemeingeist und Patriotismus; jeder handelte für sich, für seinen Privat-Nutzen und es trat Egoismus an die Stelle obiger Eigen­schaften. Der in jedem Fache steigende Luxus der verschiedenen» Bürgerklassen, die faktischen Bedürfnisse, die er erzeugte, und deren Befriedigung bey zunähme der Preisen immer schwerer wurde,, hatte einen eben so bedeutenden Einfluß auf die Verschlimmerung der Sitten und moralischen Denkungsart der Mitglieder dieser Klasse. Die Vermehrung der Criminal-Verbrechen, der Polizeyvergehungen r der betrügerischen Handlungen, des Sittenverderbnißes und des­Müssigangs in denen Städten beweiset die Richtigkeit obiger Angabe. Wesentlich] mußten alle diese Ursachen auf die öffentliche] Stimmung wirken und erzeugten jene bey dem größten Theile der Bürgerklasse nun einreissende Gleichgültigkeit über die Möglich­keit und die Folgen einer Staats-Umwältzung, einer Regierungs­Veränderung. Diese Gleichgültigkeit ist nun so gefährl [ich], als die große Summe der Bürger ein solches Ereigniß als kein Un­glück, sondern wohl gar als eine Aussicht zu Verminderung der herrschenden Theuerung, zu Erlangung ruhiger Zeiten und einer thätigern Staatsverwaltung betrachtet. Diese Stimmung der Bürger der königl. Freystädte wird noch durch die schlechte Verwaltung.-

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