Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)

1806

b) Der mittlere Adel. In diese Klasse rechnet man jenen Theil des hung. Adels, welcher so viel Mittel besitzt, daß er davon bequem leben, mithin auch nicht zu der Zahl des kleinen Adels gerechnet werden kann. Unter diesem findet man die meisten gebildeten Männer, die meisten Fähigkeiten, theils weil die Individuen desselben mit mittelmässigen Glücksgütern begabt blos ihrer Verwendung ihr Fortkommen und weiteres Glück verdanken müssen, theils auch, weil fast der gantze protestantische Adel in diese Klasse gehöret, welcher sieh sowohl durch seine Studien und Application, als auch durch seine Reisen und auf selben erworbene mannigfaltige Kenntniße und Erfahrung durchgehends vor dem katholischen auszeichnet. Aus dieser Klasse des Adels werden fast ausschlüßl[ich] die C[omi]tats- und der größte Theil der Staatsbeamten gewählet, und selbst mehrere der ersten Würden des Landes sind mit Mit­gliedern derselben besetzt. Unter ihr herrscht noch der reinste Gemeingeist und Patrio­tismus, auch ist vielleicht keine Klasse der Staatsbürger in Hungarn, welche dem König und der Verfassung so zugethan wäre, die so sehr bey ihren ursprünglichen] Gebräuchen und Sitten geblieben, und noch die so gerühmte Redlichkeit, Treue und Gastfreyheit der Hungarn ausübt, als diese. Sie ist dahero achtungswürdig und für den Staat um so schätzbarer, als sich in selber die gute Stimmung am längsten erhalten. Gegenwärtig hat letztere durch die näml[ichen] Gründe, welche die allgemeine Unzufriedenheit in Rücksicht auf den Geschäftsgang und die Staatsverwaltung erweckten, durch den auch unter selber eingerissenen Speculations-Geist; dann in ein­zelnen, theils dadurch, daß man die unter deme mitlern Adel befindlichen] vorzüglichen] Talente und patriotische Männer beseitigte und nicht nach Verdienst belohnte oder beförderte, theils durch die auch unter dieser Klasse erst eingeschlichene, auffallende Verschiedenheit der Meynungen und Partheygeist merklich] gelitten. Letzteren erweckte vorzüglich] die im verfloßenen Jahre erfolgte feindliche] Besitznahme eines großen Theils der oester­reichischen Erblande und die zu dieser Zeit in Hungarn getroffenen Maaßregeln. Ein beträchtlicher] Theil des hung. Adels, seines Ruhmes und der National-Ehre eingedenk, fand es näml[ich] lästig, dem Feinde nicht zu begegnen, selben nicht mit gewaffneter Hand vom Vaterlande zu entfernen, wohl gar ihn aus denen Erblanden zu vertreiben; der ungleich grössere und vernünftigere Theil desselben aber sah es wohl ein, daß eine solche Unter­nehmung bey dem Unverhältniß der Kräfte des Landes gegen

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