Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)
1803.
bey dem Amte, was ich. bekleide, eine unübersteigbare Barriere zwischen mir und ihr bildet. Die Kaiserinn Mutter sähe dieses allzugut ein und sprach dahero von einem Uebertritte zum katholischen Glauben. Wird die Prinzessinn Amelie, welche bereits 27 Jahre vollendet hat, dieses eingehen? wird nicht selbst ein solcher Uebertritt einem Theil des Landes, welches ich leite, mißfallen? Dieses sind 2 Fragen, die ich nicht entscheiden kann. Der kleine Unterschied von Alter zwischen mir und ihr, die nur um 5 Monate jünger ist, verdient auch eine Erwägung. In 8 Jahren bin ich als Mann noch in den besten Jahren, sie als Frau fängt an alt zu werden. Ihr Verstand und Herz ist schon ausgebildet! Werden sich beyde, wenn ich etwas daran nicht recht fände, sich ändern lassen ? Wird sie ihre Gewohnheiten ablegen wollen? Diese Fragen ziehen noch manches Bedenken nach sich, dabey hat sie auch eine solche Erziehung genossen, welche sie mit mehreren Frauen Familiär machte, dieses ist man nicht bey uns gewohnt, es könnte also nicht gut genommen werden. Selbst die Hofnung, daß der hiesige Hof für eines oder das andere meiner Kinder sorgen würde, ist ungewiß und ich weiß gegenwärtig selbst nicht, ob ich es annehmen möchte, weil es mich alsdem zu Verbindlichkeiten zwingen würde, die ich nicht gerne • annehme. Mit einem Worte nur der Wunsch der Kaiserinn Wittib, welche an mir wahrhaft Mutterstelle vertritt, zu gefallen, oder wenn ich davon überzeugt wäre, dem Staate einen Nutzen zu schaffen, würde mich selbst in dem Falle, wo die Princess. Amelie Religion veränderte, zu dieser Verbindung vermögen. Nach dieser aufrichtigen Schilderung der gantzen Sache erwarte ich mit voller Zuversicht von Euer Majestät noch vor meiner Abreise von hier eine aufrichtige Willenserklärung um mich alsdenn bestimmt gegen die Kaiserinn Mutter darüber äussern zu können. Euer Majestät habe ich noch vor meiner Abreise bekannt, daß ich bey meinem hitzigen Temperamente, bei meiner gantz isolirten Laage nicht wohl längere Zeit ohne Frau bleiben kann, ohne in die Gefahr zu kommen, vielleicht in ein unregelmäßiges Leben zu gerathen; aus diesem Grunde hauptsächlich wünschte ich also eine neue Verbindung zu schließen. Demohngeachtet glaube ich, daß gegenwärtiger Antrag nicht von der Art sey, von mir angenommen zu werden, da ich, soviel ich die Prinzessin Amelie kenne, nicht überzeugt bin, mit ihr in der Ehe ein sehr glückl. Leben führen zu können, welches doch immer die Hauptsache ist, da ihr Character ohngeachtet alles Lobes, was man ihm giebt, nicht mit dem meinigen zu übereinstimmen scheint. Dieser neue Umstand bestärkt mich in meiner Meynung, mit Ende Juny oder Anfangs July von hier abzureisen. Es ist mir nicht unbekannt, daß die Kaiserinn Mutter den Wunsch hegt, mich bis zu ihrem Namenstage, welcher am 3ten August einfällt, hier zu behalten, und ich würde mich glückl. schätzen, diesem willfahren zu können, allein der Embarras, den meine Anwesenheit einiger-