Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)
1801.
versetzt werden, ungebildete junge Leute zur Seelsorge auszuschicken. Bey so bewandten Umständen glaube ich, daß nebst der Verbesserung der lten Erziehung der Jugend, von der ohnehin weiter unten die Rede seyn wird, auch bey Pfarr-Regulirungen darauf bedacht seyn müsse, die minder notbwendigen eingehen zu lassen und bey Errichtung neuer, welche die Vermehrung der Bevölkerung, oder Entfernung von dem bisherigen Seelsorger nothwendig fodert, die Bischöfe dahin zu verweisen, diese Pfarren oder Cooperaturen nur alsdenn zu besetzen, wenn die erledigten alten Pfarren mit den nöthigen Seelsorgern versehen sind. Es ist meiner geringen Meinung nach für den Staat und die Religion besser, wenn keine neue Pfarren errichtet werden und man es bey der bisherigen Vorsicht belasset, als daß man selbe mit Individuen besetze, welche ihre Pflichten nicht genau beobachten und sich um die Religion nur verächtlich machen, wodurch der Staat einen unendlichen Schaden leidet. Auch wären die Bischöfe anzueifern, auf die Bildung tauglicher Seelsorger und gute Verfassung ihrer Seminarien sich zu verlegen, endlich wäre jenen Diocaesanen, welche keinen Fond haben, in Nothfalle aus dem Religionsfond eine Aushilfe zu geben. Da es aber auch andererseits nothwendig ist, daß das Volk nicht ohne Seelsorger und ohne Kenntniß der Religion bleibe, so wäre es in jenen Gegenden, wo das Landvolk zerstreut, oder zu entfernt von den Pfarrkirchen wohnet, den Bisehöfen zu erlauben, eifrige und rechtschaffene Geistliche als Missionarier bis auf die Zeit anzustellen, wo hinlängliche Geistliche zu Besetzung der neu zu errichtenden Seelsorgerstelle vorhanden wären. Dieser Missionarien Pflicht wäre die ihnen angewiesenen Gegenden öfters zu bereisen, dem Volke an Sonn- und Feyertägen den Gottesdienst halten und demselben in der Religion Unterrieht zu geben, wofür sie aus dem Religionsfond eine Zulaage hätten. Auf diese Art glaube ich, daß dem Staate und der Religion durch eine bessere geistliche Fürsehung und Belehrung des Landvolkes ein wahrer Nutzen zufliessen könnte. [c] Die Ordensgeiätlichkeit, von dessen gegenwärtigen Zustand in Hungarn, so wie von der Art die darinn eingerissene Fehler zu heben, hier nur die Rede ist, muß sowohl in litterairischen Fach als auch in der Seelsorge eine Aushülfe leisten, da sie aber auch einen Mangel an tauglichen Individuen für beyde Fächer hat, so ist selbe in die Nothwendigkeit versetzt, alle die sich melden, aufnehmen und gleich verwenden zu müssen. Die Grundursache davon ist die nämliche, die ich weiter oben bey der Welt-Geistlichkeit angeführet habe, nämlich die verdorbene Denkungsart dieses Zeit-Alters und die schlechte Erziehung der Jugend in den Schulen, welche sie von Ergreifung des geistlichen Standes abwendig macht. Der Mangel an Individuen die in einen Orden eintreten, ziehet die