Hajnal István: A Kossuth-emigráció Törökországban, I. kötet (Budapest, 1927)

IRATOK

Der Herr General geben mir also zu wissen, dass Sie mich nicht mehr als Gouverneur anerkennen. Der Ungarische General Bern hatt hierin die Ansicht des türkischen Generalen Bern nicht getheilt, indem ich zwei Briefe von Ihnen die Ehre hatte hier in Widdin zu bekommen, in welchen meine Qualität als Gouverneur in Geldangelegenheiten in Anspruch genommen wird. Indessen, — jetzt gehören Sie nicht mehr der ungarischen Emigration an und können, — falls es Ihnen beliebt, — uns arme Emigranten auch insultiren lassen, denn sie sind mächtig, wir aber gefangen. Die Geschichte wird auch hierüber ihr Urtheil fällen, so wie auch über die Ursachen des Falls von Ungarn. Sie wird sagen, daß etliche Menschen mein Vertrauen mit Undank, Görgey sogar mit Verrath belohnt; ich folglich in der Wahl der Menschen nicht immer glücklich war. Sie wird aber auch sagen, dass der Verrath Görgeys nur der letzte Stoß, nicht aber die alleinige Ursache des Falles war. Sie wird sagen, daß das Protectionisten System in der Wahl und der Beförderung der Officiere bei der Siebenbürgischen Armee die gäntzliche Auiiößung aller Disciplin und in folge dessen die Auflösung der Székler Armee herbeigeführt; sie wird sagen, daß die hierauf Schlag auf Schlag in Siebenbürgen erlittenen Nieder­lagen, jenes Siebenbürgen das General Bern durch seine löwenhafte Tapferkeit gewan, verloren hatten; — Sic wird sagen daß die Schlacht von Temesvár (wo Sie wieder, wie überall, der tapferste der tapfersten waren), vor der Vereinigung mit Görgey, — die in 48 Stunden erfolgt wäre, — nicht hätte engagirt werden sollen, daß diese Schlacht, die zugleich die Bank, also alle Geldmittel des Landes in die Hände Görgeys trieb, einmahl, — leider vorzeitig, — angenommen, dadurch, nach Aussage aller Generälle, selbst des Gene­rals Perczel, verlohren ging, daß dort eigentlich niemand commandirt hatt und jedes Corps ohne einen zusammenhängenden Plan sich selbst überlassen war ; — sie wird sagen, daß nachdem diese Schlacht verlohren und General Guyon die gäntzliche Auflösung dieser grossen Armee berichtet hatte, Görgey nur hiedurch den Muth bekam, offen zur Verrath überzugehn, — weil er sah, daß laut diesem Bericht ich keine Armee mehr hatte, auf die ich mich gegen Ihn hätte stützen können. Sie wird sagen, daß aus dem erhaltenen Siebenbürgen Ungarn wohl noch wieder erobert hätte werden können, aber aus dem bereits verlohrenem Siebenbürgen nicht, besonders da das Officiers Corps dergestallt demoralisirt war, daß es Ihren heldenmüthigen Commendanten selbst verrieth, um nur ihre Bagage zu retten. Dies und mehreres wird noch die Geschichte sagen, ich aber selbst hier im Exil, und trotz Ihres gestrigen empfindlich verletzen­den Briefes, fühle zu viel Dank und Achtung gegen Sie, den ich

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