Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

DIPLOMATISCHER TEIL

(fugra kollari tSßß \ß^), gehören seit Mefrmed Celebi (1412—1421) zum dauernden Bestand der Tugra. 1 Zwischen die Stiele der langen Buchstaben der Sere schrieb man das Attribut J^AA (muzaffer 'siegreich') und zwischen die Arme der Tugra, in die linke Ausbauchung der zwei, parallel ausge­zogenen Nun (ö), das Wort daimä (Ub 'immer, gegebenenfalls verkürzt: b, b). Oben neben der Tugra pflegte beiderseits Blumenschmuck zu stehen, bis seine Stelle — be­sonders auf den Münzen seit dem 18. Jhdt — ein ständiges Beiwort (z. Bsp. 'adil <J->U 'gerecht', el-iazT i£j>UJI 'der Gäzf) einnahm. Der Ort Die Tugra steht immer oberhalb der ersten der Tugra. Zeile der Urkunden. Auch aus dem Umstand, dass einzelne ihrer Striche manchmal auf die erste Zeile des Textes fallen, kann man schliessen, dass sie erst nachträglich auf die Urkunde aufgetragen wurde. Die Farbe Als Schreibwerkzeug der Tugra wurde der Pin­der Tugra. sei (kil kalem ^ J-ä), als Schreibflüssigkeit schwarze Tinte verwendet, meist dieselbe, mit der auch der Text geschrieben wurde. Die schwarze Tinte hat das Papier einzelner Urkunden zerstört. Tugras feierlicher, fürs Ausland bestimmter Urkunden Sülejmäns II. sind mit blauer, die neueren mit goldener, 2 blutroter 3 Tinte ausgezogen; die Zwischenräume mit lila, blau, gold und rot ge­färbten Blumen verziert. 4 Die Umrisse der Buch­staben wurden manchmal vorgezogen. In diesen Fällen kann man aus dem Verlauf dieser Linien auch die Reihenfolge bei der Niederschrift der Wörter feststellen. Die Grösse Die Grösse der Tugra hängt von der der der Tugra. Urkunde ab; durchschnittlich ist sie 10—12 cm 1 TOEM VIII. 118. — In der Zeit c Abd-ul-Hamlds I. (1773—1789) wechselte die Anordnung des Textes. Das Wort <j>U- (hän) wurde in die unterste Zeile, der Name des Herrschers in die Mitte der Sere gesetzt. Kleinere Umstilisierungen erlitt die Tugra auch unter c Abd-ul-Medzid (1839—1861) und c Abd-ul-Hamid II. (1876—1909.) (S. die Urkunden der betref­fenden Herrscher, TOEM VIII. 115, 125; schon bei Kraelitz). 2 Die Tugras der Nämes an die Könige von Beö. (Wien, St. A. Turcica, Urkunden.) 3 Die Tugra des Fermäns über Religionsfreiheit von 1604 (ebda). * Besonders sorgfältig gemalt sind die Tugras auf den NSmes an La Motte, den Kommandanten der Festung Papa (ebda 1600). hoch, in einzelnen Fällen aber beträgt ihre Höhe bis 30 cm. Das Wort Ij& (tugra) kommt nur in den Die Benen­nungen der Urkunden, die mit den Wörtern nisan" serif Tugra. beginnen, vor. Ausser diesen kann sie unter ver­schiedenen Namen noch dreimal erwähnt wer­den, ü. zw.: Ihr zweiter Name ist ein persisches Wort, nisän (oLSj). Es gibt einen Urkunden typus, der mit diesem Worte beginnt: oUuiU ^jjSji li'feU- <3U- ¿4" &\j^e 3 ti^kU 'die Verordnung des edlen, hochwürdigen, gross­herrlichen Nisän und der glänzenden, länder­erobernden häkänischen Tugra ist, dass'. Die dritte Bezeichnung der Tugra ist das arabische tevkt (^Ji). Es stand in der dritten oder vierten Zeile, nach der Do'äformel, in folgender Wendung & Vjl »ß** JJ^eJj\ j j 'bei Ankunft des hohen grossherrlichen Tevkl' sei kund, dass'. Die vierte Bezeichnung, bezw. Erwähnung der Tugra geschah durch ein gleichfalls arabisches Wort: l alämet (c^Vlc 'Zeichen'). Der Ausdruck c^^c 'der edlen 'Alämet sollt Ihr Glauben schenken' deutet zum dritten-, bezw. viertenmal auf das die Unterschrift des Sultans ersetzende Zeichen hin. Für die Wichtigkeit der Tugra spricht es, Der Zeichner der dass man ihre Herstellung einem der „Säulen" Tugra. oder „Pfeiler" des Reiches, dem Nisandzi Q^'Ui)), anvertraute, der in dieser Eigenschaft einen be­sonderen Namen hatte, nämlich tugra 1 ! (jl^ Tugrist, Tugrazeichner'). Die Tugra der Erlässe an den Nisandzi wurden durch das Amt des Grosswesirs gemalt. Durch ihren Zusammenhang mit den Sultanen Nach­bildungen umgab die Tugra ein solcher Nimbus von Feier- der Tugra. lichkeit, dass sie in den bildenden Künsten als Schmuckmotiv vorkommt. Die Aufschriften der Dzämi's, die Stossgebete der Lev^äs (z, Bsp. ff*~)\ <y)\ p-H > ^-J> j 4ÜI j~ai) sind oft in Tugraform gemalt oder gemeisselt. 1 Die Vasf­formel der Tugra wird durch ein auf den Text bezügliches Wort oder durch Blumenschmuck 1 Vergl. die Levhäs der Dzämi's, Bibliotheken, ja sogar der Kaffeehäuser von Stambul. - Tk Hss UAW 4° 39.

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