Jakó Zsigmond: Erdélyi okmánytár I. (1023-1300) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 26. Budapest, 1997)
FORSCHUNG DER MITTELALTERLICHEN DIPLOMATISCHEN QUELLEN IN SIEBENBÜRGEN
Möglichkeiten, wie sie in Siebenbürgen keiner seiner Zeitgenossen besaß. Und er machte auch von ihnen reichlich Gebrauch. Als Cornides im Jahre 1787 plötzlich verstarb, war das bislang am gründlichsten systematisierte, kritisch streng kontrollierte Urkundenbuch des mittelalterlichen Ungarns — halbwegs sogar redigiert — in gebrauchsfertigem Zustand in seiner handgeschriebenen Abschriftensammlung. Das Manuskript, mitsamt allen anderen Notizen und Büchern seines als Freund betrachteten gelehrten Sekretärs hat József Teleki gekauft, um sie vor der Zerstreuung zu bewahren, was ja vielen früheren Sammlungen zum Verhängnis wurde. Der Cornides-Nachlaß gelangte als Teil der Pester Bibliothek der Familie Teleki nach 1826 in den Besitz der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ist bis heute ein imposanter Beweis des modernen Niveaus ungarischer Quellenerschließung im XVIII. Jahrhundert. In den 12 Bänden in Folioformat des Cornides Diplomatarium ist der Text von 1732 mittelalterlichen Urkunden in eigenhändig oder von anderen angefertigten Abschriften erhalten geblieben. Es ist als besonderes Glück anzusehen, daß der Großteil der siebenbürgischen Urkunden in der sorgfältigen Abschrift von Cornides überliefert wurde. Zu Obigem s.: DÓRA F. CSANAK: Két korszak határán (An der Grenze zwischen zwei Epochen). Budapest, 1983, 443^54. VERSUCHE ZUR INSTITUTIONALISIERUNG DER QUELLENFORSCHUNG Zweifelsohne spielten auch die zeitgenössischen Versuche in der obigen Leistung von Cornides eine Rolle, die zwecks Organisierung der wissenschaftlichen Forschung sowie des literarischen und geistigen Leben Ungarns unternommen wurden. Obgleich sich diese Experimente als kurzlebig erweisen sollten, hoben sie dennoch die Forscher aus ihrer Isoliertheit hervor, schufen Kontakte zwischen ihnen, wodurch ihre Arbeit erfolgreicher wurde. Seit dem erwähnten Antrag von Péter Bod reifte die Idee einer gelehrten Gesellschaft heran. Die Realisierung dieses Gedankens versuchten der Bischof Ignác Batthyány (1741—1798) im Jahre 1785, sowie György Aranka (1737—1817) mit der Gründung des Siebenbürgischen Vereins für Handschriftenedition (1791) und der Siebenbürgischen Ungarischen Gesellschaft für Sprachpflege (1793). Das war die Zeit der sprunghaften Verbreitung nationaler Sprachen in den Fachliteraturen an Stelle des früher als ausschließliche Sprache der Wissenschaften geltenden Lateins. Allerdings waren die damaligen Versuche zur Organisierung der Wissenschaften vor allem um die Verbreitung der Muttersprachlichkeit bemüht. Trotzdem sammelten Aranka und Mitarbeiter auch mittelalterliche Urkunden, aber nur als Nebensache. Dieser Teil ihrer Sammlung fand Jahrzehnte später im damals geborenen Siebenbürgischen Nationalmuseum den letzten Aufbewahrungsort. Die allgemeine Stimmung begünstigte also nicht die Beschäftigung mit Denkmälern der lateinischen mittelalterlichen Schriftlichkeit. Vergeblich erklärte Marten György Kovachich (1744—1821) in seinem Buch Institutio grammatophylacii publici pro Instituto Diplomático-Histórico inclyti regni Hungariae (Pestini, 1792) seinen Plan bzgl. eines landesweiten Instituts für Geschichtsforschung, dessen Hauptaufgabe die Erforschung bzw. Publikation der Quellen in Ungarn und Siebenbürgen gewesen wäre. Vor seinen Augen