Komjáthy Miklós: Protokolle des Gemeinsamen Ministerrates der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1914–1918) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 10. Budapest, 1966)
Protokolle
Wien, 6. und 15. September 1917 Österreichischungarische Garantie für die Schulden der Türkei. Valutenpolitische und Bankprobleme. Deckung des Banknotenumlaufs. Die wirtschaftliche Abhängig keit von Deutschland. Errichtung einer Aluminiumfabrik. Wirkungskreis des gemein samen Ministerrates und der Delegationen. Der erste Verhandlungspunkt des Ministerrates hat folgende Vorgeschichte: Die türkische Regierung hatte von ÖsterreichUngarn zwei Anleihen erhalten. Das erste Übereinkommen über die Anleihe kam zwischen den zwei Staaten am 1. Mai 1915 zustande, die zweite Vereinbarung wurde von der türkischen Regierung am 12. Mai 1917 mit einer österreichischungarischen Finanzgruppe geschlossen. Bei dieser Gelegenheit haben sowohl die österreichische wie auch die ungarische Regierung die Haftung für die türkische Regierung übernommen. Den zweiten Verhandlungspunkt, das eigentliche Hauptthema der Sitzung, bildete der katastrophale Verfall der Valuta der Monarchie. Der Krieg hat mit seinen hohen Forderungen das Wirtschaftsleben, besonders aber die Finanzen aller kriegführenden Länder einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt. Die Lage ÖsterreichUngarns wurde auf diesem Gebiete nicht nur durch die fehlende Wirtschaftsplanung ver schlechtert — worüber bereits in der Einleitung gesprochen wurde —, sondern auch durch den Umstand, daß selbst nachträgliche Korrekturen durch die verwaltungstechni schen Schwierigkeiten — eine Folge der eigenartigen Struktur der Monarchie —, fast unmöglich wurden. Nur die im engsten Sinne genommenen militärischen Auslagen betrugen im Finanzjahr 1914/15 795 Millionen Kronen und waren, wenn auch der Rahmen der Importwaren für das Militär (besonders als StögerSteiner Kriegsminister war) bedeutend eingeengt wurde, im Finanzjahr 1917/18 auf 1486 Millionen Kronen angewachsen. (Hierin sind die sich auf mehrere Milliarden belaufenden Schulden durch den Ankauf militärischer Ausrüstungsgegenstände und Kriegsmaterial in Deutschland und in neutralen Ländern nicht enthalten.) Hinzu kamen noch die unermeßlichen Zerstö rungen durch den Krieg, die Produktionsstockungen, wodurch die Goldreserve ÖsterreichUngarns in beängstigender Weise abnahm bzw. die Valuta katastrophal entwertet wurde. Das Problem der Errichtung einer Aluminiumfabrik wurde vorher im Ministerrat vom 2. und 5. Juli 1917, nachher in den Ministerkonferenzen vom 15. Februar und 24. August 1918 behandelt. . Im Zusammenhang mit der Debatte über den Kredit für die Kriegsmarine s. zum Vergleich den Kommentar zum Protokoll vom 24. Februar 1917. Protokoll des zu Wien am 6. und 15. September 1917 abgehaltenen Ministerrates für gemeinsame Angelegenheiten, unter dem Vorsitze des k.u.k. Finanzministers Baron Burián. K.Z. 58. G.M.K.P.Z. 540. Gegenwärtige : der k.k. Ministerpräsident Dr. Ritter von S e i d 1 e r , der kgl. ung. Ministerpräsident Dr. W e k e r 1 e , der k.u.k. Kriegsminister G. d. I. von StögerSteiner, der kgl. ung. Handelsminister Graf Serényi, der kgl. ung. Finanzminister Dr. G r a t z , der kgl. ung. Ackerbauminister M e z ő s s y , der k.k. Finanzminister Dr. Freiherr von W i m m e r , der k.k. Handelsminister Dr. Freiherr von W i e s n e r , der k.k. Ackerbauminister Graf