Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

Das Salzburger Archivwesen. 15 Unterdessen hatte Emmert außer einer großen Zahl älterer Akten die Manualregistratur nach seinem eigenen System geordnet, Verzeich­nisse und Repertorien verfaßt und bis Ende des Jahres 1802 diese Arbeit vollendet. Seine Bewerbung um den mit der Pensionierung des Hofrates v. Zillerberg frei gewordenen Archivartitels blieb erfolglos; angesichts der drohenden Säkularisierung hielt man mit den Beamten­ernennungen möglichst zurück. Die Systemisierung einer Archivarstelle blieb der kurfürstlichen Regierung Vorbehalten. Der Regierungswechsel im Jahre 1803 brachte auch dem Archiv und der Geheimen Registratur neue Veränderungen.') Die Hofkanzlei mußte die Residenz räumen und in den Neubau übersiedeln. Ihr folgte das Geheime Archiv (30. Oktober 1803). Es wurde zuerst im ersten Stocke des sogenannten alten Neubaues, in den ehemaligen Räumen der Oberstjägermeisterei-Kasseverwaltung untergebracht, wegen deren Unzu­länglichkeit jedoch nach einem halben Jahre in die an die Hofkanzlei anstoßenden drei Säulenzimmer (Kaitrakt, erster Stock) verlegt. Eine Vorstellung Emmerts wegen Absperrung der Luftzirkulation durch Ver­mauerung von Türen blieb erfolglos. Dagegen erfüllte ihm die kurfürst­liche Regierung einen anderen alten Wunsch, indem sie ihn zum Ge­heimen Archivar ernannte, bald darauf ihm auch den Archivratscharakter verlieh und seine Besoldung von 700 fl. auf 900 fl. erhöhte.l 2) Zugleich wurde ihm die nach Salzburg gebrachten Archive von Berchtesgaden und Eichstätt, sowie das erst zu übertragende Passauer Archiv unter­stellt und für seine archivalische Tätigkeit eine Instruktion gegeben, welche für die damalige Zeit mustergültig war. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von dem ehemaligen Berchtesgadner Archivar Josef Knechtl.3) l) Regierung, I, 183; 188.-) Adam Josef Emmert, geb. 24. Dezember 1767 zu Hohenlohe-Schillingsfürst, studierte die Rechte zu Würzburg. Nach Salzburg berufen, trat er am 1. August 1788 in die Geheime Hofkanzlei als Kanzlist ein. 1799, Dezember 12, wurde er zum provi­sorischen, 1801, April 17 zum wirklichen Geheimen Registrator und 1804, April 17, zum Geheimen Archivar ernannt und erhielt am 30. August desselben Jahres den Archiv­ratscharakter. Seit 1804, Mai, war er mit der Tochter des Geheimen Registrators Eyweck vermählt und starb als Geheimer Haus- und Hofarchivrat in Wien 1812. (Über seine musikalischen Kompositionen siehe Wurzbach, Biogr. Lex. 4, 35.) 3) Geboren am 10. Oktober 1771 zu Pillenhofen (Neuburg), studierte Philosophie und Theologie in Regensburg, die Rechte in Salzburg. 1797 (10. März) trat er in Berchtesgadner Dienste. 1800 wurde er daselbst zum Archivar, nach Berchtes­gadens Einverleibung zu Salzburg 1803 zum kurfürstlichen Rat, 1804 (17. April) zum Geheimen Registrator in Salzburg ernannt und vertrat häufig den abwesenden Staatssekretär. 1806 wurde er mit Emmert an das Geheime Hausarchiv in Wien ver­setzt, dessen Direktor er 1834 wurde.

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