Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

12 Dr. Andreas Mudrieh. beimen Registrators Eyweck den Anstoß zu dieser Einrichtung gegeben haben, so ist es doch geradezu befremdend, daß dieser Rückschritt in der Archivfürsorge unter dem ordnungsliebenden Hieronymus in der damaligen archivfreundlichen Zeit geschehen konnte. Die Ursache dürfte hauptsächlich in der Sparsamkeit und in der vorgefaßten Meinung des Erzbischofs, daß der Archivdienst einen Beamten nicht ganz be­schäftigen könne, zu suchen sein. Die Folgen dieser Vernachlässigung blieben nicht aus, nur traten sie nicht sofort zutage und wurden später den französischen Kriegen zur Last gelegt, durch welche die Ver­wirrung allerdings noch gesteigert wurde. Diese Kriege hatten mehrmalige Archivflüchtungen *) zur Folge. Im August 1796 wurde das Geheime Archiv samt der Registratur bei der Annäherung des Feindes unter der Oberaufsicht des Domkapitulars Hermann Grafen Attems und unter Begleitung des Geheimen Kanzlisten Emmert nach Radstadt gebracht2), von wo es aber schon anfangs Oktober unversehrt nach Salzburg zurückkam. Im nächsten Jahre wurde es abermals verpackt und unter der Aufsicht desselben Domherrn, aber ohne Begleitung eines Beamten nach Prag gebracht. Die Verwahrung während des Transportes muß diesmal sehr mangelhaft gewesen sein, da mehrere Kisten durch Nässe beschä­digt nach Salzburg zurückkamen (1798). Als Kleimayrn, der damals stellvertretender Hofkanzler war, davon erfuhr, untersuchte er die einzelnen Kisten und deckte den Schaden auf. Nur die Untersuchung der Kiste, die am meisten gelitten hatte, verschob er auf spätere Zeit. Dazu kam es leider erst sieben Jahre später. Das Archiv blieb in Kisten verpackt, weil die stets drohende Feindesgefahr die Auspackung nicht ratsam erscheinen ließ. Man wendete jetzt das Augenmerk der mehr dringenden Neu­ordnung der Geheimen Registratur zu, welche sich allmählich zu einem zweiten Archiv ausgestaltet hatte, aber sowohl eines systematischen Planes als auch der Repertorien entbehrte. Sie enthielt sehr wichtige Akten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert in mehr als 830 Bänden und 1400 Faszikeln, welche sowohl die Hofregie als auch die oberste Geschäftsbehandlung in allen Administrationszweigen betrafen, da l l) Schon 1702 sollten die wichtigen Schriften des Geheimen Archivs wegen Feuersgefahr in Fässer verpackt und auf die Festung Werfen, wenn nötig, weiter nach Steiermark gebracht werden. Es kam jedoch nicht dazu (Hofk. C. Dom 1702, G). !) Arch. XXI, 41. Der Transport bestand aus 3 Wagen mit 30 Kisten, von denen 3 das Archiv, 22 die Registratur, 4 die Deputationsakten und 1 die Kammer­urbare enthielten. Das Gesamtgewicht betrug 144 Zentner, das des Archivs 975 Pfund. — Emmert zog sich dort eine Ohrenkrankheit zu, die eine lebenslängliche Schwerhörigkeit zur Folge hatte.

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