Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Dr. Václav Vojtišek: Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung

Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung. 45 die wissenschaftliche Arbeit der Archivbeamten und der übrigen Forscher und Benützer. Im Jahre 1851 war zwar die Stelle eines Stadtarchivars kreiert worden, allein es dauerte bis zum Jahre 1857, bis Erben ein Diurnist in der Person des Josef Rank, welcher 1861 Archivadjunkt wurde, zur Hilfe zugewiesen wurde. Als dann 1864 Rank die Stelle eines städtischen Registrators erhielt, trat an seine Stelle der bisherige Adjunkt am Landes­archiv des Königreiches Böhmen Josef Emler, der nach dem Tode Erbens 1871 zum Stadtarchivar erwählt und in der Folge zum Professor der historischen Hilfswissenschaften an der böhmischen Universität ernannt wurde. An seiner statt wurde im Jahre 1871 der böhmische Rechts­historiker JUI)r. Jaromir Celakovsky Adjunkt des Archivs, der sich an der böhmischen Universität für böhmische Rechtsgeschichte habilitierte und dann zum Professor ernannt wurde. Seit 1892 führte derselbe den Titel eines zweiten Stadtarchivars und als Emler 1896 in den Ruhestand trat (er starb 1899), wurde er an dessen Stelle ernannt. Ihm zur Seite stand als Adjunkt JUDr. und Ph. Dr. Josef Teige, ein Absolvent des Wiener Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Im Jahre 1906 trat Celakovsky in den Ruhestand, um sich seiner ausgedehnten wissenschaft­lichen Tätigkeit intensiver widmen zu können. Ihm folgte als Stadtarchivar der gegenwärtige Vorstand des Stadtarchivs Dr. Teige, während dessen Amtsführung im Jahre 1911 eine zweite Stadtarchivsadjunktenstelle ge­schaffen wurde, so daß gegenwärtig am Stadtarchive drei Fachbeamte und außerdem zwei Manipulationsbeamtenstellen systemisiert sind. In einem loseren Verhältnis zum Stadtarchiv steht der städtische Bauarchivar, welcher selbständig das Stadtbauarchiv leitet. Diese Stelle bekleidet gegen­wärtig der als tüchtiger Fachmann bekannte Ingenieur Joh. Herain, Konservator der Zentralkommission für Denkmalpflege, dem das Verdienst gebührt, das Bauarchiv 1903 ins Leben gerufen zu haben, um in demselben den ehemaligen Baucharakter der Stadt, welcher der modernen Bau­bewegung weichen mußte, in Plan und Bild festzuhalten und zu bewahren. II. II. Das Stadtarchiv stellt in seinem Inhalt eine reichhaltige Quelle für die Geschichte der Stadt Prag und für deren besondere Stellung, auch für die Geschichte Böhmens überhaupt dar. Deshalb wurde dieses Archiv auch allzeit ausgiebig benützt und sah in seinen Räumen immer eine Schar von Forschern. Eine Menge Material lieferte es dem Historio­graphen des Königreiches Böhmen Franz Palacky für sein klassisches Werk »Déjiny národu Ceského (Geschichte von Böhmen)« (Prag 1848 bis 1876 und 1836 bis 1867), ebenso W. W. Tomek für sein zwölf- bändiges Werk »Déjiny mésta Prahy (Geschichte der Stadt Prag)« (Prag

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