Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Neuorganisationen im österreichischen Archivwesen

U) 5 K Ja Neuorganisationen im österreichischen Archivwesen. Als im Frühjahr 1910 nach dem Ableben des Freiherrn v. Bel­fert die k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale in Sr. Durchlaucht Fürsten Franz von und zu Liechtenstein einen neuen Präsidenten erhielt, kam die Frage der Reorganisation der Zentral­kommission in raschen Fluß. Hiebei mußten sich bald Erwägungen darüber einstellen, was nun bei einer Umgestaltung das Schicksal der III. oder Archivsektion sein solle, welche der Pflege und Fürsorge für die Schriftdenkmale gewidmet war. Man konnte wohl daran denken, daß die Archivsektion eine weitere Ausgestaltung zu erfahren habe, so daß sie intensiver und wirksamer ihre Aufgabe, die ja namentlich den nicht­staatlichen Archiven zugewendet war, zu erfüllen imstande wäre; daneben hätte der Archivrat als beratendes Organ vor allem für die staatlichen Archive weiter tätig zu sein. Man konnte aber auch daran denken, den Archivsehutz einheitlich zu gestalten, ihn mit dem Archivrat zu ver­knüpfen, diesen entsprechend zu reorganisieren und dafür die III. Sektion der Zentralkommission ganz aufzulassen. Es konnte kein Zweifel walten, daß dies letztere das eigentlich wünschenswerte Ziel bedeute. In diesem Sinne bewegte sich ein Promemoria, welches im Juli 1910 das Mitglied der Zentralkommission und Archivsektion Professor Dr. Oswald Redlich dem Präsidenten der Zentral kommission vorlegte. Daß sogleich dieser zweite Weg betreten werden konnte, ist der energischen Initiative Sr. Durchlaucht des Fürsten Liechtenstein zu verdanken, der im Sommer 1910 mit dem damaligen Minister des Innern Exzellenz Freiherrn v. Haerdtl die Ausgestaltung des Archivrates und die Übertragung der Agenden der III. Sektion der Zentralkommission an den Archivrat besprach. Freiherr v. Haerdtl ging verständnisvoll und entschlossen auf diese Absichten ein und im Laufe des Herbstes konnten bereits die Grundlinien der neuen Organisation ausgearbeitet werden. Unter den Nachfolgern Baron Haerdtls, Exzellenz Grafen Wickenburg und Freiherrn v. Heinold, welche dieser Frage ebenfalls ein lebhaftes Interesse entgegenbrachten, wurden die Vorberatungen fortgesetzt. In der Mitteilungen des k. k. Archivrates. I.

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