Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Dr. Bertold Bretholz: Zur Geschichte des mährischen Archivwesens

18 Dr. Bertold Bretholz. dieser Arbeit bestens angelegen sein zu lassen«, ja, er war auch »ver­bunden«, »für jenen Fall, wenn ausnahmsweise eine bestimmte in dieses Fach einschlagende Aufgabe einem anderen Gelehrten vom Landesaus- schusse überlassen werden sollte . . diesem »bei Sammlung des Materials ... an die Hand zu gehen ...«'). Der Archivar war für die ihm unterstellten Sammlungen, als da waren: 1. Archivalien, 2. Biblio­thek, 8. Münz-, 4. Siegel-, 5. Autographensammlung, 6. die dem Archive beigegebenen Effekten und Gegenstände, welche in seine wissen­schaftlichen Sammlungen, Urkunden, Bücher usw. nicht gehören2), »allein« verantwortlich und hatte Evidenzen über sie in duplo zu führen; dabei oblagen ihm aber auch umfassende Forschungsreisen. Und für all diese Arbeiten stand er ganz allein da, ohne jede direkte Hilfs- oder Schreibkraft, um die er, wenn es sich um umfangreichere Urkunden­kopierungen handelte, von Fall zu Fall ansuchen durfte, worauf sie ihm aus dem Personale des mährisch-ständischen Expedits über Anordnung des Archivdirektors zugewiesen wurde. Also Gelehrter und Archiv­manipulant in einer Person. Man mußte einen Josef Ohytil, der am 25. November 1855 zum Landesarchivar ernannt worden war, zur Ver­fügung haben, einen Mann von beispielloser Bescheidenheit und nicht wiederzufindender Arbeitslust, Emsigkeit und Ausdauer, um an die Durchführbarkeit einer solchen Herkulesarbeit auch nur glauben zu können. Ohytil hat in bezug auf Registrierung, Kopierung und redak­tionelle Arbeiten Erstaunliches geleistet, ist aber nach kaum fünfjähriger Tätigkeit zusammengebrochen und der Überarbeitung erlegen. (10. Fe­bruar 1861.) Doch auch schon während seiner Amtswirksamkeit erwies sich die Durchführung des Programms ohne Zuhilfenahme fremder Kräfte un­möglich. In der »Instruktion« war von irgend einer Mitwirkung oder In­anspruchnahme freiwilliger Mitarbeiter bei den Aufgaben des Archivs noch mit keinem Worte die Rede. Aber schon am 8. Mai und 11. Juni 1856 veröffentlichte Ohlumecky in der (amtlichen) »Brunner Zeitung« u. d. T. »Die Geschichte des Markgraftums Mähren und ihre Quellen­forschung« zwei kleine Aufsätze, die darauf hinausliefen, die Öffentlich­keit für das Archivwesen zu interessieren und freiwillige Arbeitskräfte zu gewinnen. Es heißt darin beispielsweise: »Es kann daher nur im •) l) Diese Wendung erklärt sieh aus der Rücksichtnahme auf den damaligen mährischen Landeshistoriographen P. Beda Dudik. •) Im Archiv wurden beispielsweise damals verwahrt das Landessilber, das bei allen festlichen Gelegenheiten in Verwendung genommen wurde, ferner die ver­schiedenen Abzeichen der ehemaligen Olmützer Universität, die später der Innsbrucker Universität überlassen wurden u. a. m.

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