Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)
Major Paldus: Zwischen Elbe und Riesengebirge. Die Kämpfe der 2. leichten Division in Böhmen 1813
Pal dús. da seine Beobachtungsposten von den gewählten Aussichtspunkten einen weiten Ausblick in das feindliche Land hatten. Unbekannt blieb aber vorläufig, daß Kaiser Napoleon, den die Österreicher nach Leipzig abgereist wähnten, um 2 Uhr nachts des 16. in Bautzen eingetroffen war. Der frühzeitige Beginn der Verschiebungen gegen die Demarkationslinie seitens der schlesischen Armee hatte Napoleon in große Unruhe versetzt. Es gewann den Anschein. daß es noch vor oder doch unmittelbar nach Ablauf der Kündigungsfrist zu ernsten Kämpfen kommen werde. Die französische Armee stand aber keineswegs noch in der Bereitstellung, die der Kaiser für den Feldzugsbeginn in Aussicht genommen hatte. Wohl durften die gegenüber Blücher befindlichen Kräfte, 3.. 5., 6. und 11. Korps sowie das 2. Kavalleriekorps, als genügend stark betrachtet werden, um am Bober dem ersten Ansturm die Spitze bieten zu können, doch die Absicht, solch ein Beginnen Blüchers mit dem vernichtenden Gegenstoß einer Übermacht zu bestrafen, war zunächst undurchführbar, weil der Kaiser seine Garden, fünl Infanterie- und drei Kava-lleriedivisionen, zur Erzielung erdrückender Überlegenheit vorerst nicht einsetzen konnte. Er bedurfte ihrer, um die Verbindung der Boberarmee mit der Elbe ■ zu schützen, da vorauszusetzen war, daß auch die Österreicher, die er auf Grund aller Nachrichten im Raum um Böhm. Leipa annehmen mußte, frühzeitig die Grenze überschreiten und entweder über Zittau gegen Görlitz oder über Rumburg gegen Bautzen vorstoßen würden. Zur Abwehr standen in der erstgenannten Richtung- vorläufig bereit: das etwa einer Infanteriedivision gleichkommende H. Korps Poniatowski und das 4. Kavalleriekorps Kellermann, größtenteils ebenfalls Polen, ferner die am 16. in dem Raum um Görlitz eintreffenden beiden Infanteriedivisionen der jungen Garde Delaborde und Roguet, sowie das 1.KavalleriekorpsLatour-Maubourg, endlich das 2. Korps Victor, dessen Tete an diesem Tage aber erst Rothenburg a. d. Neiße erreichte. Mit Rücksicht darauf, daß die Vereinigung dieser Gruppe noch nicht vollzogen war, Napoleon aber voraussetzte, daß der Vorstoß der Österreicher sich wahrscheinlich gegen Zittau richten