Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer

Streifzug nach. Sarajevo 1697. 17 Infanterie überlassen wurde, während die Kavallerie, nachdem sie die Brücke überschritten hatte, nochmals zweimal über den Fluß setzte, um den Engpaß zu vermeiden. Die gesamte Kavallerie rückte vor 2 Uhr, die Infanterie um 4 Uhr im Lager ein. Von hier aus sind, nach Aussage der Führer, der Raizen und sogar der Einheimischen, nach Serail noch vier Stunden Weges, wenn man den letzteren über­haupt glauben darf, da sie, wie wir uns oft überzeugen konnten, genau das Gegenteil von dem sagen, was richtig ist. Doch kann die Entfernung wohl nicht groß sein, da man den Rauch der Stadt aufsteigen sieht. Ein ausgesendetes Streifkorps brachte keinerlei Nachrichten, weshalb ich heute abends zwei weitere Streifkorps (eines aus Raizen und das andere aus Deutschen mit einem Generaladjutanten bestehend) mit dem Aufträge aussandte, so weit vorzudringen, daß sie mir verläßliche Nachrichten über die Vorgänge in Serail bringen könnten. Ich sandte auch einen Kornett und einen Trompeter mit einem Duplikat des in der Nacht abge­schickten Schreibens ab. Ich erwarte noch in dieser Nacht eine Antwort; wenn ich keine erhalten sollte, werde ich morgen vor Tagesanbruch weitermarschieren. Am 23. marschierte ich nach Serail [Sarajevo]. Einein­halb Stunden vom Lager entfernt, traf ich den Kornett, den ich gestern abgesendet hatte, mit fünf Wunden auf, indes der Trompeter während der wilden Flucht der Bewohner aus Serail getötet worden war. Ich marschierte also geraden AVeges auf die Stadt los und stellte die Truppen in weit aus­gedehnter Front auf einer Anhöhe in unmittelbarer Nähe der Stadt auf. Von hier sandte ich Abteilungen zur Plünderung aus. Die Türken hatten zwar die besten Sachen schon in Sicherheit gebracht, doch waren immerhin noch große Mengen von allerlei Waren zurückgeblieben. Gegend Abend begann die Stadt zu brennen. Die Stadt ist sehr groß und ganz offen ; sie hat 120 sehr schöne Moscheen *). Die Türken sind äußerst bestürzt und falls entsprechende Maßnahmen getroffen worden wären, könnte das ganze Königreich besetzt und behauptet l l) Vergl. die beigegebene Ansicht von Serail (Sarajevo) aus dem Jahre 1697. Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. VIII. Bd. 2

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