Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)
Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer
10 Z itt er hol'er. lange Engpässe auf, in denen wir uns den Weg während des Marsches erst bahnen mußten, da hier während mehrerer Jahre gar niemand durchkam und außerdem Verhaue hergestellt waren, die wir durchschneiden mußten. Von diesem Lager an fanden wir eine etwas bewohntere Gegend, Heu, Getreide und Vieh vor. Das Lager ist sehr schön und gut und kann ziemlich bedeutende Truppenmassen aufnehmen. Zur Rechten und rückwärts befindet sich die Bosna, einige hundert Schritte zur Linken schlängelt sich ein anderer Fluß dahin, der von dem Kastell Tscheftsclien |Tesanj| herkommt, das eine Besatzung von 800 bis 400 Mann hat. Dieser Fluß heißt Ussora. Rechts vom Lager, jenseits der Bosna, befindet sich ein anderer Fluß, der sich ungefähr 4000 Schritte vom Kastell gleichfalls in die Bosna ergießt; dieser Fluß kommt von Isvornik [Zvornik] und heißt Spreca. Am 16. wurde ein Rasttag gehalten, einerseits damit der Troß, der erst mittags eintraf, nachkommen und das Detachement, dessen Infanterie elf Tage lang ununterbrochen marschiert war, sich auch * erholen könne, anderseits sollte dieser Tag zur Einnahme des Kastells, das sich gestern nicht ergeben wollte, verwendet werden. Es wäre nicht ratsam gewesen, dasselbe hinter sich zurückzulassen, weil dort sonst 700 bis 800 Mann hätten zurückbehalten werden müssen: dann wollte ich dort eine Art Magazin für den Rückmarsch anlegen lassen und hatte auch schon die Proviantwagen im Laufe des Tages mit dem Auftrag nach Brod geschickt, von dort Brot hieherzubringen. Von hier aus wird man es ja erforderlichenfalls mit den vorhandenen Proviantwagen weiterbefördern können. Das Kastell ergab sich um 1 Uhr nachmittags, als es sah, daß eine Batterie von zwei Mörsern und außerdem noch sechs kleinere Geschütze aufgefahren und an die Mauern Minen gelegt worden waren. Wir ließen der Besatzung das Leben und den Frauen und Kindern die Freiheit ’). Sie verließen das Kastell in voller Ordnung und werden ') Die Besatzung bestand aus 80 Mann und 5 Agas niederen Banges. Die Kriegsbeute war gering und bestand aus 1 Feldstück, 1 Lärmpöller, 5 Fässern Pulver, etwa 80 kg Blei und 4 Fahnen. Um so größer war jedoch der durch die Kapitulation bei der Landbevölkerung hervorgerufene moralische Eindruck.