Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)
Major Paldus: Zwischen Elbe und Riesengebirge. Die Kämpfe der 2. leichten Division in Böhmen 1813
102 Paid u s. Gleichzeitig erhielt der Marschall Saint C y r eine Instruktion mit ausführlicher Darstellung der Lage und der Zusicherung baldiger Unterstützung durch Yandamine und Victor im Fall einer ernstlichen Bedrohung1). Um 10 Uhr, kurz vor dem Aufbruch des Hauptquartiers nach Görlitz und Lauban, wurden nochmals Befehle an Victor und Vandamme ausgefertigt, die von der Annahme ausgingen, die Verbündeten würden nach Kenntnis von Napoleons Anwesenheit in Gabel nichts Eiligeres zu tun haben, als dorthin zu marschieren. In diesem Falle hatten beide Marschälle, einander unterstützend, die guten und noch zu befestigenden Stellungen am Südhang des Gebirges mit Zähigkeit zu halten. Der Kaiser war überzeugt, daß sie auch gegen Übermacht zu einem Widerstand von vier bis fünf Tagen fähig sein würden. Während dieser Zeit konnte Saint C y r mit zwei oder drei Divisionen zur Unterstützung Vandammes herankommen, bald auch Napoleon selbst, der nach dem zuversichtlich erwarteten entscheidenden Sieg in Schlesien herbeieilen und im wuchtigen Gegenangriff gegen Prag Vordringen wollte. Poniatowski und Kellermann wurden Victor unterstellt, der gleich Vandamme die Zeit bis zum Herankommen des Gegners zur Herrichtung des künftigen Schlachtfeldes ausnützen sollte2). Der Optimismus hatte in Napoleon wieder die Oberhand gewonnen und ließ ihn beim Gegner jene Entschlüsse voraussetzen, die ihm am genehmsten schienen. Der alle Pläne störende Vorstoß westlich der Elbe trat im Gedankenkreis des Kaisers plötzlich wieder in den Hintergrund, das Vertrauen in die faszinierende Macht seiner Persönlichkeit kehrte zurück und damit die Zuversicht, die gegnerischen Entschlüsse im Banne der Abhängigkeit zu erhalten. Bald nach 10 Uhr vormittags bestieg der Kaiser den Wagen, der ihn auf einen anderen Schauplatz des Erfolges, nach Schlesien führen sollte. Das nordöstliche Böhmen, mit Napoleons Anwesenheit von einem Hauch großer weltgeschichtlicher Ereignisse gestreift, blieb den Kämpfen des *) *) Correspondance, XXVI, Nr. 20.118. *) Ebenda, Nr. 20.419, 20.421; Ordres, II, 65.