Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Die Schlacht bei Prag im Jahre 1757. Nach dem Erinnerungen eines Augenzeugen. Mitgeteilt von Major Sommeregger
4 Sommeregg r. Seine ebenso lebendige als anspruchslose Erzählung, die uns in das Milieu einer Schlacht vor 150 Jahren führt, bietet gewiß für jedermann so viel Interessantes, daß sie der Veröffentlichung wert ist. Was dieser Schilderung eigener Erlebnisse einen besonderen Reiz verleiht, einen Reiz, den nur verhältnismäßig wenige Werke der reinen Geschichtswissenschaft ausüben können, das ist die Anschaulichkeit und der Stimmungsgehalt, die von ihnen ausströmen. Daher durfte an der Schilderung der Erlebnisse des Verfassers, an der persönlichen Beurteilung von Verhältnissen nichts geändert werden; um die Eigenart der Erzählung nach Form und Inhalt zu wahren, wurde sogar die damals übliche Schreibweise beibehalten. Kleine Irrtümer werden durch Anmerkungen richtiggestellt, ebenso wird von letzteren zur Aufklärung einiger historischer Tatsachen, Erläuterung wenig bekannter Personen, ferner von Ort- und Zeitumständen Gebrauch gemacht. Eine kurze Biographie, insoweit eine solche aus den im Kriegsarchiv erliegenden Daten zusammengestellt werden konnte, möge uns die Persönlichkeit des erzählenden alten Kriegers etwas näher bringen. Major Georg von Sz en t-1 v any, geboren um 1720 in Székesfehérvár, trat im Jahre 1742 als Fähnrich in das Infanterieregiment Nr. 52 ein, machte in dessen Reihen als Subalternoffizier den österreichischen Erbfolgekrieg mit und tat sich als Grenadierhauptmann im siebenjährigen Krieg durch besondere Tapferkeit hervor. Selbst der unglückliche Ausgang der Schlacht bei Prag konnte den wohlerworbenen Ruhm, mit dem sich die Grenadiere im Verlauf des Kampfes bedeckt hatten, nicht schmälern. Die Kaiserin Maria Theresia bewilligte sowohl den Offizieren als auch der gesamten Mannschaft des Grenadierkorps als Belohnung für ihr heldenmütiges Benehmen in der Schlacht bei Prag eine 18 monatliche doppelte Gage, beziehungsweise Löhnung, welcher ehrenvollen Begünstigung sich auch Szent-Ivány zu erfreuen hatte. Noch im selben Jahre wurde dem tapfern Hauptmann in der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember durch eine Kanonenkugel der rechte Fuß zerschmettert; gleichzeitig geriet