Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Die Division Jellačić im Mai 1809. Quellenkritische Studie von Hauptmann des Generalstabskorps Wilhelm Wachtel

Die Division Jellacic im Mai 1809. 177 ziehen”1). ,,In Graz werden Sie meine weiteren Befehle erhalten, bis dahin die nötigen Vorkehrungen treffen, damit, im Falle der Feind von Seiten Österreichs eine Bewegung gegen Graz machte, Sie bei Zeiten davon unterrichtet sind, um dann Ihre Maßregeln treffen zu können und sich mir zu nähern.” Über den Gegner in Kärnten, die Armee des Vizekönigs Eugen Beauharnais, enthielt der Befehl kein Wort. Jellacic erkannte sogleich, daß ein sofortiger Aufbruch des Gros der Division, wie ihn Erzherzog Johann befahl, ein Ding der Unmöglichkeit sei, denn die äußersten Posten der Division bei Paß Lueg, Dienten und Taxenbach waren 40 bis 45 hm von Radstadt entfernt* 2). Er sandte daher noch am 19. Mai dem Erzherzog eine Meldung, daß er 36 Stunden zur Sammlung der Division benötige, demgemäß erst am 21. Mai nachmittags von Radstadt aufbrechen könne 3). Die Tatsachen bewiesen, daß diese Frist keineswegs zu groß bemessen war. Das Divisionskommando eilte, so gut es ging. ‘) Der Erzherzog befahl auch die Heranziehung des Detachements GM. Nordmann, das nach dem Abbiegen Jellacic nach Badstadt den Südflügel der Armeegruppe Hiller bildete und über Steyr, Weyer, Gaming, Lilienfeld zurückging (Krieg 1809, HI, 437, 461). Dem Erzherzog war unbekannt, daß dieses Detachement indessen schon am 9. Mai nach Wien eingerückt war (Krieg 1809, III, 545). J ellacic entsandte daher am 19. Mai einen Kurier mit einem Anschlußbefehl (K. A., F. A. 1809, Italien, V, 202'/4), GM. Nordmann zu suchen. Dieser Kurier kam nach vergeblichem Umherreisen am 21. Mai nach Graz, von wo aus der FZM. Kerpen dem Erzherzog die Unmöglichkeit des Anschlusses Nordmanns berichtete (K. A., F. A. 1809, Italien, V, 221). 2) Originaljournal 19. Mai zieht sogar die Einrückung der etwa noch am Hirschbühel und bei Hochfilzen, also weitere 4()l»t über Taxenbach, von GM. Ettinghausen zurückgelassenen Posten in Betracht; diese Entfernung von über 80 hm, zum Teil auf Gebirgswegen, ist auch in 36 Stunden kaum zu bewältigen; daß die Erwähnung dieser Orte jedoch eine Übertreibung ist, zeigt die gleichzeitige Nennung von „St. Gilgen”, wo längst schon kein Posten der Division, sondern der Feind stand (vergl. Seite 147). s) Diese Meldung ist weder in den Feldakten noch in den Akten des Graf Meran sehen Archives vorhanden, dürfte daher beim Erzherzog nicht eingelangt sein. Sie ist im nächsttägigen Bericht des FML. Jellacic (Anhang XXI), den der Erzherzog am 25. Mai erhielt, an­geführt und wiederholt. Vergl. auch de Dort an Nugent, Anhang XXII. Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. VII. Bd. 12

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