Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Die Division Jellačić im Mai 1809. Quellenkritische Studie von Hauptmann des Generalstabskorps Wilhelm Wachtel
176 W achtel. Die Lage der Division am Abend des 18. Mai zeigt Textskizze 4. In dieser Situation erhielt J ellacic um 1 Uhr nachts zum 19. Mai1) den Befehl des Erzherzogs Johann aus Villach vom 17. Mai* 2 3). Dieser Befehl besagte, der Erzherzog trete infolge des Falles von Wien zwecks Vereinigung aller seiner Kräfte den Rückzug von Villach Drau abwärts nach Pettau am 18. Mai an; Jellacic solle gleich nach Empfang dieses Befehles auibrechen8), seine „Richtung auf der kürzesten Linie nach Graz nehmen und hiebei alle im Ennstal und gegen Österreich aufgestellten Abteilungen4 * * *) an sich auf den 20 Mai, was beides, schon dem gegenseitigen Widerspruch nach, gegenüber der Angabe Ettinghausens unrichtig zu sein scheint. *) Originaljoumal 19. Mai. 2) Im Wortlaut Krieg 1809, II, Anhang XXXIV. Schon am 16. Mai hatte Erzherzog Johann dem FML. Jellacic ein kurzes Aviso geschickt llv. A., F. A. 1809, Italien, V, 172, und Graf Meransches Archiv, Erzherzog Johann-Akten 1809, Nr. 1317, im Wortlaut Y eltzé, Kriegsbilder aus Polen, Steiermark und Ungarn, 34). Darin hatte er Jellacic die Wahrscheinlichkeit eines Rückzuges des Gros der innerösterreichischen Armee avisiert, der auch ein Zurückgehen Jellacic durch das Ennstal gegen Rottenmann bedingen würde; die Pässe hätte J ellacic dann schwach besetzt zu lassen. Dieses Aviso hat Jellacic jedoch nicht erhalten. Dies geht daraus hervor, daß er es nicht beantwortete, daß Original- und Opera- tionsjoumal es nicht erwähnen, daß beide vielmehr die Überraschung durch den eigentlichen Rückzugsbefehl erkennen lassen, die auch in den überhasteten Rückzugsanordnungen zum Ausdruck kommt. Nur den wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Aviso des Erzherzogs Johann erlassenen Befehl des Armeegeneralkommandos, Villach, 16. Mai 1809, den Bestand aller ärarischen Kassen im besetzten Teile Salzburgs an sich zu ziehen, erhielt J ellacic am 18., wie aus seiner Antwort an das Armeegeneralkommando, Radstadt, 18. Mai 1809 (K. A., F. A. 1809, Italien, Y, 197) hervorgeht. Tatsächlich hatte er notgedrungen diese Kassenbestände schon früher eingezogen; vergl. Seite 114, Anm. 5. 3) Die Bemerkung D ö d e r 1 e i n, II, 145, der Rückzug Jellacic sei durch die Ereignisse in Tirol verursacht worden, ist mithin unrichtig. 4) Hingewiesen sei hier darauf, daß der Befehl ausdrücklich die Mitnahme aller Abteilungen verfügte und eine weitere Besetzung der Gebirgsübergänge nicht erwähnt. Dies geschah wohl deshalb, weil deren Besetztlassen mit schwachen Abteilungen schon in dem vorerwähnten Rückzugsaviso vom 16. Mai anbefohlen war, das aber Jellacic nicht erhalten hatte.