Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

I. Kapitel (Vorgeschichte des Krieges)

!9 Monaten des Krieges leicht geschehen konnte, da Frank­reich wenig Streitkräfte daselbst gelegen hatte. Sehr er­wünscht wären diese Diversionen gewesen, weil sie die Auf­merksamkeit des Feindes geteilt und ihn gehindert hätten, alles an sich zu ziehen. Allein hier half weder die Bered­samkeit der Königin noch Latours Bemühungen; Stuart blieb unbeweglich, er wollte erst abwarten, daß die kaiserlichen Fahnen in Mailand wehten (so seine Äußerung, dann hätte man seiner nicht bedurft). Im nördlichen Italien trachtete man durch Emissäre, die nach Piemont, Mailand und dem Venetianischen gesendet wurden, dort Einverständnisse an­zuknüpfen, ein Gleiches sollte der Geschäftsträger in Rom unternehmen; man ließ für jene, die es wünschten, die herzustellende alte Ordnung hoffen. Aus allen diesen letzteren Versuchen konnte keiner nützen, als bis man so weit in Italien gedrungen wäre, daß man jenen Teilen die Hand hätte reichen können, auf welche man am ersten hoffte (es waren die Piemontesen). Die Gewinnung eines Mannes, der in der Kenntnis des Ganzen durch sein Auge wäre, war das Notwendigste ; er fand sich. Mit allen jenen Eigenschaften ausgestattet, die einen doppelten Spion bilden, hatte er Österreich wichtige Dinge geleistet, war späterhin vernach­lässigt und beleidigt worden und jetzt suchte man ihn wieder; nie war ihm ganz zu trauen, doch vernachlässigte man nichts, was ihn ganz gewinnen konnte und wirklich zeigte die Folge, daß er allein wahr gesprochen1). Nach Dalmatien und Albanien wurden Männer bestimmt, auf deren Einfluß und Kenntnisse der Provinz am meisten gerechnet werden konnte; unter diesen waren die besten der Oberst Mascarelli, Major Dabovick und der Franzis­kanerprovinzial Dorotich, die sich auf verschiedenen Wegen hineinbegeben mußten. Tirol war stets, obgleich Bayern unterworfen, Österreich treu geblieben; seit der Epoche in dem Jahre 1805, wo es nur ein Wort kostete, *) *) Schon im Jahre 1804 hatte man eine Zusammenkunft mit ihm, von da an unterhandelte man beständig und erhielt öfters Nachrichten ; ein Haupt­mann in Triest, Berti na, stand mit ihm in Verhältnissen; er war es, der auf die Beschleunigung des Ausbruches des Krieges drang, weil er sagte, jetzt war man nicht gerüstet, in einigen Monaten furchtbar. 2*

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