Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

X Daß aber ein geistig hochstehender Mann, mit weitem Blick, durchaus erfüllt von dem Glauben an die Mission der Dynastie und des Reiches, zu uns spricht, das wird niemand ableugnen können. Groß war Erzherzog Johann als Orga­nisator, von keinem erreicht aber an Volkstümlichkeit in den Alpenländern. Sein Einfluß auf die Massen war unumschränkt, ihm sind in erster Linie Tirols Heldenkämpfe zu danken, das Aufbäumen des Volksempfindens in Kärnten, Salzburg, Steiermark, die patriotische Haltung der Bevölkerung in Dalmatien, in Krain und Istrien. Gegenüber solchen Erfolgen müssen kleinliche und einseitige Gesichtspunkte in den Hinter­grund treten. Ein Blick in die Seele dieses Mannes wird jeden überzeugen, daß er auch als Soldat das Beste gewollt — und das allein ist schon ein Verdienst. Erzherzog Johann wird oft in einen scharfen Gegensatz zu seinem Bruder, den Erzherzog Karl, gestellt. Aus diesen Aufzeichnungen leuchtet hervor, daß es persönliche Differenzen zwischen den beiden Brüdern nicht gab und daß Erzherzog Johann dem Gene­ralissimus auch nach seinem Falle stets auf das herzlichste zugetan blieb und die Fehler, die man dann allgemein dem Hauptquartier zudachte, ganz anderen Ursachen zuzuschreiben geneigt ist. Die Veröffentlichung der Feldzugserzählung ist nachgerade zur Notwendigkeit geworden, da sich oft und oft in Abhandlungen auf ihren Wortlaut bezogen wird und schon ein flüchtiger Vergleich ergibt, wie sehr diese Quelle bei der ersten Auflage von Hormayrs Werk unterbunden war und wie sehr bei der zweiten dem Herausgeber blinder Haß die Feder führte; sie war auch ein Gebot der Not­wendigkeit, ehe der Zahn der Zeit mit voller Zerstörungswut an den schon jetzt teilweise vergilbten Blättern einzusetzen beginne und dadurch dieses historische Dokument in seiner Vollständigkeit vielleicht für immer verlöten gehe. Heute, hundert Jahre nach dem Auf keimen des Völker­frühlings, den Erzherzog Johann vorgeahnt, den er in der üppigsten Zeit kraft- und gedankenstrotzender Jugend mitgemacht und mitgefühlt hat, sei auch der authentische Wortlaut seiner wohldurchdachten Arbeit über die Be­gebenheiten des Jahres 1809 wiedergegeben — als aus­reichende Orientierung für jene, die durch diese Erzählung

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