Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793

22 Just. Zalatna, 28. März 1785. Liebster Bruder! Der Hauptmann Baron Apfaltrern1) schreibt mir, daß er von seinem Sekuritätskommando entlassen sei und daß Du nächster Tage in Eperies einrücken und allen­falls dasige Funktionen besorgen werdest. Mich freut es sehr, Dich von derlei bedenklichen Kommissionen wie in Leutschau befreit zu wissen. Ich habe wenig Hoffnung zur Aufnahme des Hanserl nach Neustadt. Insolange die Piaristen existieren, so bleibt er wenigstens mittelmäßig versorgt und zum Studium ange­halten. Wenn aber diese aufhören sollten, so mußt Du mir ein Erziehungsprojekt für ihn vorschlagen, denn in großen Städten hat die Jugend zu viel Gelegenheit zum Ausschweifen und hier in den Grenzen kann ich ihm bei mir keine Er­ziehung geben lassen, weil überhaupt in ganz Siebenbürgen die Einrichtungen nicht gut eingeleitet sind. Mit dem Franzei* 2) fängt man an in Neustadt nicht wohl zufrieden zu sein, ich weiß aber nicht recht in was. Ich habe ihm einen recht empfindlichen Brief geschrieben. Des Tonerl3) leichter Sinn macht mir auch oft Verdruß; Ich habe ihn ganz neu equipieren lassen, außerdem genießt er seine ganze Gage und von hier habe ich ihm auch sechs Dukaten geschickt und doch will es nicht hinreichend sein. Schreibe ihm eineLektion mit Bemerken, daß Du gehört, daß er oft in Kron­stadt sich lustig gemacht und seinem Bedienten silberbordierte Livree machen habe lassen, dadurch also sich lächerlich gemacht und seinen Vater wider sich aufgebracht hat. Des Hanserl Präfekt schreibt mir, daß er Ausbesserung der Kleider und Nachschaffung in Schnupftücheln, Halsbindein und vielleicht Wäsche benötige. Die Frau Schwester soll so gütig sein, letztere besorgen zu lassen. Du aber laß ihn auf paar Tage nach Eperies kommen und ihm ein neues dunkelmodernfarbiges Kleidel, mit einer seidenen Weste, welche Farbe Du willst, auf Sonn- und Feiertag machen, *) Johann Nepomuk Freiherr von Apfaltrern, 1797—1800 Oberst und Kommandant des I. R. Nr. 39. !) Damals Zögling der Neustädter Akademie, Stammtafel 16. 3) Leutnant beim 2. Székler Grenzregiment, Stammtafel 15.

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