Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793

14 Just. Abrudbánya, 20. Dezember 1784. Liebster Bruder! Wundere Dich nicht über mein weniges Schreiben, denn die großen Märsche in der exekrablen Witterung und Einrückung in das erbärmlich zerwüstete und ausgeplünderte Land, so unser Elend vergrößerte, ließ es nicht zu. Kein Türk hat jemals so übel gegen die Menschlich­keit gehandelt als die boshaften Walachen. Unterwegs treffe ich arme Witwen, Waisen und sonstig elend ge­flüchtete Menschen an, deren Gemahl, Eltern, Geschwister grausam ermordet sind. Zu Körös-Bánya errettete ich gegen 44 adelige Personen, so bei Walachen in Diensten und ganz walachisch angekleidet waren, selbst ein Fräulein, so an einen jungen Walachen verheiratet war. Alle diese Personen schickte ich nach Déva, wo das Komitat ihnen Unterkommen und Versorgung gab. Den 7. Dezember marschierte ich mit meiner aus 400 Mann bestehenden Truppe gegen das Bergstädter Defile, wo unend­licher Schaden dem Kaiser in dem Bergwerke geschah. Ich war zum Glück bei meiner Avantgarde, so aus 50 Szekler- Infanterie, 50 Toscana- und Szekler-Husaren bestand, als ich bei dem Dorfe Mihelyen in einem engen Passe von einem Tumultuantenhaufen von mehr als 2000 Burschen, alle mit Gewehr, Pistolen, Lanzen und Heugabeln bewaffnet, ange­halten werden wollte und von denen der Oberleutnant Vaj d a mit seinem Vortrab von einigen Husaren schon umringt war. Ich zog mich schon aus dem Defile, als mir ein Husar sein Schicksal bekannt gab. Ich ließ meine Kavallerie in 2 Zügen aufmarschieren und befahl meiner Infanterie, die Tumultuanten in der Flanke zu nehmen. So marschierte ich gegen die Masse, welche ihren linken Flügel am Körösbach und rechts auf Anhöhen im Gebüsch gestellt, rückwärts aber einen verzaunten Bauern­hof hatte. Als ich auf ungefähr 150 Schritte auf sie kam, galoppierte ich allein gegen sie und befahl ihnen gleich, die Gewehre abzulegen, auf welches sie sich weigerten, ein großes Geschrei gegen jene, so auf der Anhöhe standen, machten und solche herab zum Angriff ruften. Auf dies führte

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