Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793

Briefe des FZM. Paul Freiherrn Kray de Krajova. 9 der Stadt Käsmark brachte er in den Verhandlungen des Preßburger Landtags vom Jahre 1751 seine Kenntnisse und gereiften Erfahrungen zur Geltung und trug durch Aufsätze politischen und militärischen Inhalts viel zur schnelleren Erledigung der strittigen Fragen bei. Hiedurch gewann er die Freundschaft und Teilnahme hoher Magnaten, vor allem Wappen seiner Familie zu verwischen. Glücklich hatte Jakob die Stadt Wien erreicht und ein sonderbarer Zufall führte ihn der Rache näher, von der sein beleidigter Geist berauscht war. Er traf auf einem der öffentlichen Unterhaltungsörter der Residenzstadt mit einem Offizier der kaiserlichen Armee zusammen, der ihm, als er mit seinem unbe­kannten Tischgenossen vertrauter wurde, Dinge zu erzählen anfing, die den jungen Kray ganz in Bestürzung versetzten. Der Offizier, der nicht ahnte, wen er vor sich habe, erzählte ihm in prahlendem Tone, er hätte wohl das meiste zur schleunigen Vollstreckung des Todes­urteils beigetragen, das über den Käsmarker Stadtrichter Kray aus­gesprochen worden war. Zitternd fragte der bestürzte und von edlem Zorn entflammte Sohn, wie dies möglich gewesen wäre. Unverschämt und dreist genug, gab der Offizier zur Antwort: „K rays Prozeß gewann nach mancher kräftigen Verwendung edler Menschenfreunde endlich eine glückliche Wendung. Mir ward es aufgetragen, die frohe Botschaft seiner Begnadigung nach Käsmark zu Überbringern Allein bestochen von der dem wackeren Stadtrichter feindlich gesinnten Partei, ver­zögerte ich absichtlich meine Reise und daher geschah es, daß die Ab­änderung des Urteils zu spät in Käsmark eintraf. Kray schmachtete schon nicht mehr im Gefängnis, als ich frohlockend in Käsmark ein- getroffeu war.” Jedes Wort dieser Erzählung war für den jungen feurigen Kray, dem die Rachbegier wie ein Gewitterstrahl aus den Augen funkelte, ein Donnerschlag. „Ich bin es, Elender,” rief er voll Wut und Verzweiflung aus, „der den Urheber am Tode meines braven Vaters aufsucht. So fand ich Dich denn, unvermutet und früher als ich ahnte. Dein Blut versöhne das unschuldig vergossene meines Vaters!” So sprach der tief ergriffene Jüngling und das fürchterliche Duell begann. Laut klirrten die Säbelklingen und der nichtswürdige Diener der Bosheit fand den Lohn seiner Grausamkeit. Nachdem Kray dem Schatten seines Vaters ein Sühnopfer ge­bracht hatte, nahm er unter fremdem Namen Militärdienste und schwang sich durch seinen Heldenmut bis zum Hauptmann empor. Nach der Schlacht bei Belgrad, in der er Wunder der Tapferkeit verrichtet hatte, gab er sich zu erkennen und nahm seinen wahren Familiennamen wieder an. Mit Lorbeeren reich geschmückt, kehrte er zurück und wid­mete sich den Musen, bis er 1753 starb.” So die Familienchronik, die aber der aktenmäßigen Forschung nicht standhält.

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