Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
Ein Beitrag zur vaterländischen Kartographie. O Santiago schneiden, für Nicol. Visscher und die spätere holländische Schule ging der Anfangsmeridian durch den Pic von Tenerifa. So unsicher wie die Lage dieser Inseln, waren auch ihre bezüglichen Längen. Die geographischen Breiten: Selbst mit Hilfe des Fernrohres blieb die scharfe Messung der Polhöhen eine schwere Aufgabe für die besten Astronomen. Hevelius besaß in der Mitte des XVII. Jahrhunderts Instrumente, womit man Polhöhen bis auf eine halbe Minute Differenz ablesen konnte. Doch erst den Astronomen Picard und de la Hire gelang es, die Breitenbestimmungen bis auf einige Bogensekunden genau zu berechnen. Die zunehmende Sicherheit in den astronomischen Ortsbestimmungen am Ende des XVII. Jahrhunderts nötigte die Kartographen zu einer neuen und strengeren Darstellung der Erdbilder. Die trigonometrische Vermessung des Landes konnte sich nur auf die Basis sicherer astronomischer Hauptpunkte stützen. Die Methode, das aufzunehmende Terrain mit einem Netze von Dreiecken zu überziehen, empfiehlt schon 1550 Joachim Ehäticus, ein Schüler des Kopernikus, in seinem Anhang über die Feldmeßkunst. Mit einer Kette von Dreiecken maß der Holländer Willebrord Snellius 1615 den Erdbogen zwischen Bergen op zoom und Alkmaar. Der Tübinger Professor Wilh. Schickhart vermaß 1624 bis 1635 Württemberg und band die richtige Kartenzeichnung an die Anwendung eines trigonometrischen Netzes. Der Franzose Jean Picard empfiehlt 1681 in einem Vorschlag an das französische Ministerium, das aufzunehmende Land mit einem zusammenhängenden Dreiecksnetz zu überziehen, diese Triangel astronomisch zu orientieren, auf eine konstante Mittagslinie zu beziehen und mit topographischem Detail auszufüllen. *) Im Jahre 1669 hatte die Gradmessung in Frankreich begonnen, an diese Meridianlinie als Achse sollte sich demnach ein das ganze Land bedeckendes Dreiecks*) Wolkenhauer, Leitfaden z. Gesch. d. Kartogr., 43.