Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

58 P a 1 d u s. derselben erklären. Yon Visconti1) stammt auch ein gezeichneter Plan der Schlacht bei Tuschiava (Grabovac an der Morava) 1689 1 2) zwischen der kaiserlichen Armee unter dem Kommando des Prinzen Ludwig von Baden und den Türken, welcher der Ingenieur selbst beiwohnte, ebenso ein in Farben gezeichneter Plan von Hermannstadt: ,,Pianta di Hermannstadt con sua giusta situatione. 1702.” 3) Die im Vergleich mit den früheren Karten Ungarns auffallend richtige Lage des Flugnetzes von Oberungarn in der Karte Müllers läßt auf eine Benützung guter Quellen schließen. Der beinahe geradlinige Lauf des Drauflusses, welcher um beinahe 20 Breitenminuten zu groß angegeben ist, dürfte aus älteren Karten übernommen worden sein und 1) Morando Visconti wurde im Mai 1687 über Empfehlung des Generals Joh. Jos. Graf Rabatta mit Rücksicht auf seine im ver­gangenen Feldzug geleisteten guten Dienste als Ingenieur mit monatlich 30 Gulden Gage in kaiserliche Dienste genommen und war in der Festung Ofen tätig. 1689 machte er den Feldzug der kaiserlichen Armee unter Kommando des Prinzen Ludwig von Baden gegen die Türken mit. Am 25. September 1693 erhielt er für seine guten Dienste in der Ingenieurkunst und im Feldzug gegen die Türken sowie für die durch einige Jahre in Siebenbürgen geleisteten Arbeiten den Titel eines Ober­ingenieurs. 1695 wurde sein Gehalt auf 100 Gulden monatlich erhöht. Wegen seines hervorragend tapferen’ und umsichtigen Benehmens bei Ujpalánka 1697 wurde er von G. d. K. J. Graf Rabutin vorzugs­weise der kaiserlichen Gnade empfohlen. Am 26. Juni 1699 wurde ihm in Ansehung seiner im Kriege geleisteten vorzüglichen Dienste, ferner wegen Verfassung der zum Fortifizieren entworfenen Zitadellen und der gemachten siebenbürgischen Landkarten der Titel eines k. k. Obrist­leutnants verliehen. In den Jahren 1709 und 1710 war er bei der Armee in Ungarn als Generalquartiermeisterleutnant eingeteilt. (K. A., H. K. R. 1712, Prot. Reg., 257. Der Generalquartiermeisterleutnant war der Stellvertreter des Generalquartiermeisters der Armee und zählte zum kleinen Generalstab.) Am 4. April 1711 erhielt er das Obersten­patent. In Siebenbürgen wurde der Ausbau' des schon unter Kaiser Leopold I. aufgestellten Befestigungssystems in den Jahren 1713 und 1714 in Angriff genommen, wobei Prinz Eugen den Plan des Ingenieur- obristen Visconti, den Hauptpunkt Karlsburg (ehemals Weißenburg, jetzt Gyulafehérvár) besser dein Terrain anzupassen, genehmigte. Im Jahre 1716 leitete Visconti den Festungsbau von Karlsburg (Gyula-, fehérvár) und starb im Mai des Jahres 1717. 2) K. A., Kartenabt. H III c 130. 3) K. u. k. Techn. Militärkomitee.

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