Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

In dem Entwicklungsgänge der Kartographie nimmt das XVII. Jahrhundert eine hervorragende Stellung ein. Reform auf sicherer astronomischer Basis war das Ziel der auf diesem Gebiete nach Vervollkommnung strebenden Be­mühungen. Das Bild der Kartographie jener Zeit zeigt ein Gemisch von althergebrachten Grundmängeln und modernen Richtig­stellungen ; eine genügende geodätische Grundlage ging ihr ab. Nur der Geist freier und selbständiger Forschung konnte hier Wandel schaffen. Die französische Akademie der Wissenschaften zu Paris begann das reformatorische Werk in der Erkenntnis, daß die Unsicherheit der astronomischen Ortsbestimmungen dringend eine Abhilfe erheische. Die planmäßige Erforschung und Beseitigung dieser Mängel, welchen man mit den Methoden und Instrumenten aus dem Zeitalter der Entdeckungen nicht beikommen konnte, war das Verdienst der Franzosen. Erst an die genaue Fixierung der Hauptpunkte auf richtiger astronomischer Basis konnte die triangulatorische Aufnahme des Landes anknüpfen. Die geographischen Längen berechnete schon Kepler aus den Beobachtungen der Mondesverfinsterungen und legte die Resultate in den ,,Tabulae Rudolphinae” nieder. Newton erfand ein Handinstrument zur genauen Winkelmessung, im XVIII. Jahrhundert berechnete Lacaille die Entfernung des Mondes von der Erde und Tobias Mayer entwarf seine Mondtafeln. Die Entdeckung der Jupitertrabanten durch Galileo Galilei 1610 und ihre Verwertung für die astronomische Ortsbestimmung, lieferten eine neue und bessere Messungs­1*

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