Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

Der Grazer Scliloßberg 1809. 321 unter Führung Anzeis, hinter dem Lustbühel, im Ragnitztal, über die Ries, Fuchs und Ladenwirt, in das Stiftingtal, in der Richtung „Schwarzer Hund W. H.”, dem Feinde in den Rücken zu kommen hatte. Dieser konzentrische, energisch durchgeführte Angriff gelang vollkommen und entschied endgültig zu Gunsten der Österreicher, besonders deshalb, weil die Umgehungskolonne, die merkwürdigerweise in den Relationen nicht erwähnt wird, die französische Batterie am Schanzl1), drei Geschütze, eroberte, welche sehr gut bedient, am meisten Schaden getan hatte. Auch die fran­zösische Artillerie beim Ziegelstadl* 2) wurde vom Deyerkaufschen Garten aus unter Feuer genommen und zum Schweigen gebracht. Gegen 9 Uhr abends waren die Franzosen im vollen Rückzug über Maria-Grün, Rosenberg gegen die Weinzettel- brücke begriffen, bei welcher Gelegenheit auch die 300 ge­fangenen Kroaten, unter Major Münich, befreit wurden. Der Verlust der Österreicher betrug 161 Mann tot, 444 verwundet, gefangen und vermißt 361 Mann. Erbeutet wurden 3 Kanonen, gefangen 460 Franzosen. Trotz dieses unzweifelhaften Erfolges zog Gyulai in der Nacht in aller Stille ab und am 27. früh sahen die erstaunten Grazer nicht einen Mann kaiserlicher Truppen innerhalb der Stadt. Das Korps gelangte weiter über Hausmannstetten in die Gegend von St. Georgen, Waldek und Gnas. Eine kleine Abteilung blieb am rechten Murufer *) An diesen Geschützen scheiterten lange alle Angriffe. Sie waren aber auch günstig postiert. Knapp an der St. Leonhardter Kirche, nur durch die Straße getrennt, erhebt sich das „Schanzl”, ein etwa 5 m hohes Rideau mit vorzüglichem Ausschuß gegen die Enge zwischen Ruckerlberg und den Höhen, welche das Stiftingtal vom Hilmteich trennen. In kurzer Zeit wird man nichts mehr davon sehen, weil man schon beginnt, den Platz zu verbauen. An dem Platz steht jetzt das neue allgemeine Krankenhaus. Bleibt als Wahrzeichen nur mehr das „ Schanzl Wirtshaus’ ’. 2) Wastl, 24. — „Am stärksten war das Feuer am Ziegelstadl. Mehrere Kartätschenschüsse, die unsere Kanoniers vom Deyerkaufschen Garten aus sehr glücklich anbrachten, machten ein völliges Ende.” Wieviel österreichische Geschütze im Feuer standen, ist nicht zu entnehmen. Wastl ist der einzige, der überhaupt Artillerie, wenigstens der Wirkung nach, erwähnt. Über die Verteidigung von St. Leon­hardt bemerkt er „Die schlauen Franzosen zogen sich in die Häuser und feuerten mörderisch auf unsere Soldaten.” Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. V. Bd. 21

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