Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809
308 Y e 11 z é. lassen, falls nicht Genugtuung geleistet würde 1). Es ist nicht zu ermitteln, in welcher Art diese Angelegenheit schließlich beigelegt wurde. Inzwischen betrieben die Franzosen eifrig die Vorarbeiten für das Bombardement und den gewaltsamen Angriff. Der Magistrat erhielt den Auftrag, 200 Leitern in der Länge von 18 und 24 Schuh sowie 800 Paar Steigeisen zu liefern. Die Bürger aber ließen sich Zeit, so daß eines schönen Tages alle Feuerleitern in Graz mit Gewalt requiriert wurden. Überdies mußten die Stadtzimmerleute an der Herstellung von Leitern arbeiten, welche Arbeit jedoch derart langsam von statten ging, daß schließlich die französischen Pioniere und Sappeure sich ins Zeug legen mußten. Zugleich begann der Batteriebau und das Einführen des Geschützes. Die Batterie im Wurmbrandgarten wurde von der Festung aus zuerst bemerkt und Hackher verlangte, sich auf die Kapitulation berufend, die sofortige Einstellung der Arbeit. Die Verhandlungen hierüber zogen sich bis zum 12. Juni hinaus, an welchem Tage ein bestimmter Befehl Macdonalds eintraf, welcher die Konvention mit Grouchy annullierte und den sofortigen Beginn des Bombardements anordnete. So sehr man den Vertrauensbruch seitens der Franzosen verurteilen muß, ebensowenig darf man darüber staunen, daß Macdonald, der übrigens von Napoleon dazu gedrängt wurde, den Fehler eines Untergebenen endlich auf irgend eine Art aus der Welt zu schaffen suchte. Kapitulationsbedingungen, welche jede feindliche, das heißt besser gesagt, gewaltsame Aktion gegen den Schloßberg einfach unmöglich machten, durfte man niemals eingehen. Andererseits versteht man aber die Empörung des wackeren Festungskommandanten, der er ’) Merkwürdig, daß Hackher diesen Vorgang in seinem Journal nicht mit einer Silbe streift. Wastl stellt die Sache anders dar als Krumplitsch, auch ist der Zeitpunkt nicht mit Sicherheit festzustellen. Daß auch Mayer und Kramm die Sache erwähnen, beweist nichts, denn wenigstens ersterer hält sich an Wastl. Dieser schreibt: „Herr Fähnrich König von der Landwehr auf der Festung wurde, als er dem Parlamentär die Depesche übergab und zurück in die Festung ging, nach Aussage der Belagerten, von einem Franzosen meuchlerisch niedergeschossen.”