Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
16 P a 1 cl u s. Im Jahre 1706 ward er durch ein hitziges Fieber gezwungen, in Nürnberg Erholung zu suchen, wo er am 20. Juni ankam. Nach seiner Genesung ging Müller wieder nach Wien, wo er dem Prinzen Eugen eine sorgfältig auf 24 Blätter Pergament gezeichnete Karte der Grenzscheidung1) des Karlo- witzer Friedens 1699 überreichte.* 2) Er verwertete das unter dem Grafen Marsigli gesammelte reiche Material an Vermessungen und Beobachtungen zu einer großen Karte von Ungarn, welche im Jahre 1709 über Veranlassung der ungarischen Stände herausgegeben wurde. Sie ist, wie Müller selbst berichtet, die erste Karte des Landes, in welcher der Lauf der Donau von Gran abwärts in richtiger Lage eingezeichnet erscheint. Dieses im Vergleich zu seinen Vorgängern meisterhafte Werk bildete die einzige brauchbare Karte in den späteren Feldzügen gegen die Türken in Ungarn und der Name Müller wird in der Geschichte der Kartographie dieses Königreiches immer einen Ehrenplatz einnehmen. Den Glanzpunkt seiner Leistungen bildeten jedoch die nun beginnenden Ausmessungen der kaiserlichen Erblande, von welchen er einen „Atlas Austriacus” zusammenstellen wollte.3) Im Jahre 1708 langte sein diesbezügliches Ansuchen beim Hofkriegsrat ein, mit der Bitte um Anschaffung der nötigen Instrumente und Requisiten, Erhöhung seiner monatlichen Bezüge von 75 auf 100 Gulden, damit er sich einen Gehilfen halten könne, und um die Erwirkung eines kaiser- hohen Befehles, daß ihm die Landstände und Landesinwohner mit Wegweisern, Vorspannen und etappenmäßigem Service an die Hand gehen sollen.4) *) Doppelmayr, Hist. Nachricht, v. d. Nürnb. Mathem. u, Künstl. Die Angabe in G. A. Wills Nürnberg. Gelehrtenlex. 1756, 2. T., auf Seite 665, daß Müller einen Plan der Festung Nürnberg auf 24 Blätter Pergament zeichnete und denselben dem Prinzen Eugen in Wien überreichte, beruht offenbar auf einem Irrtum. 2) Es gelang dem Verfasser, diese Karte, die allerdings 40 Blätter enthält, in der k. k. Hof-Bibliothek ausfindig zu machen, wo sie als Cimelie aufbewahrt wird. (Vergl. Karte über die Grenzscheidung im Karlowitzer Frieden 1699.) s) K. A., H. K. ß. 1708, Prot. Exp.. 116. J) Ebenda.