Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Jacubenz: Die Besetzung von Krakau 1846
222 Jacubenz. GM. Coliin im Wege einer an ihn von dem österreichischen Residenten Hofrat Liehmann von Palmrode gerichteten Zuschrift vom 16. Februar zu ersuchen, er solle alle Maßnahmen treffen, um auf die erste Nachricht von dem Ausbruch des Aufstands in Krakau mit seinen Truppen die gesetzliche Ordnung wiederherstellen zu können. Auf Grund dieser Kote und einer nachgefolgtenmündlichenBesprechungPalmrodes mit Collin berichtete letzterer noch am selben Tage direkt an den Hofkriegsrat nach Wien und an das Generalkommando in Lemberg, daß sein Einrücken in Krakau nach der ihm erteilten Instruktion1) nunmehr bevorstehend sei, doch bitte er, im Hinblick auf die wachsende Gärung in Galizien um schleunigen Ersatz für seine dadurch zu entblößenden Garnisonen. Zugleich entsandte er ohne Verzug Estafetten* 2), um aus den ihm unterstehenden Garnisonen sechs Kompagnien Infanterie und eine Eskadron Kavallerie nach Podgórze zu beordern. Am gleichen Tage bat auch der Truppendivisionär in Tarnów, FML. Csollich, infolge der Unruhen in der Umgebung dieser Stadt um weitere Unterstützung, „indem seit gestern die Umstände wieder dringender geworden, die Aufregung sich noch vermehrt hat und der Ausbruch eines Aufstandes nach aller Überzeugung nicht mehr fern zu sein scheint”. Am Abend des folgenden Tages erhielt GM. Collin infolge der wachsenden Unruhe vom Hofrat Liehmann von Palmrode die definitive Aufforderung zur Besetzung von Krakau. Gleichzeitig erging über Anregung des Staatskanzlers Fürsten Metternich vom Präsidenten des Hofkriegsrates G. d. K. Grafen Hardegg an das Generalkommando in Mähren der Befehl, ein Bataillon Infanterie und eine Batterie nach Podgóráe abzusenden. Der Generalgouverneur von Galizien, Erzherzog Ferdinand hingegen, durch die immer ungünstigeren Meldungen der Behörden veranlaßt, sandte am 18. in der Person des Generalkommando-Adjutanten Oberstleutnant Ludwig von Benedek3) einen Vertrauensmann sogleich ') H. K. B. Praes. Eeskr. vom 12. Februar 1841. 2) Telegraphenleitungen bestanden damals noch nicht; die erste wurde im Sommer 1846 in Böhmen errichtet. 8) 1866 Feldzeugmeister, Kommandant der Nordarmee.