Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

74 Just. folgen konnte. Es erhielt den Befehl nach Spanien abzurücken und erwarb sich durch seine gänzende Attacke bei Sommosiera am 30. November 1808 unvergänglichen Ruhm *). Nachdem die polnische Heeresleitung zunächst die in Frankreichs Dienste tretenden Truppenabteilungen ergänzt hatte, war es ihr möglich, der eigenen Armee eine feste Gliederung zu geben. Den Weisungen Napoleons gemäß hatte das Herzogtum ein Heer in der Gesamtstärke von 30.000 Mann zu erhalten, welches in drei Legionen formiert war. An der Spitze der ersten (Warschauer) Legion stand Fürst Josef Poniatowski, welchem gleichzeitig als Kriegsminister die Armeeleitung zukam; die zweite (Kaliszer) Legion befehligte General Zaj a ezek, die dritte (Posener) General D abr o wski. Jede Legion bestand aus 4 Infanterieregimentern k 2 Bataillonen* 2), 2 Kavallerieregimentern (1 Jäger-, 1 Ulanen­regiment) k 3 Eskadronen, 1 Kompagnie Fußartillerie3) mit 6 Geschützen, 1 Sappeurkompagnie, 1 Trainkompagnie in der Gesamtstärke von zirka 10.000 Mann. Die Uniform der Legionen war die gleiche; sie unterschieden sich nur durch die Auf­schläge und Passepoils 4). Die Infanterie zählte 12 Regimenter, welche nach franzö­sischem Muster aus dem Regimentsstab, 2 Feldbataillonen und einem Depot bestanden 5). b Es war eine der glänzendsten Beitertaten aller Zeiten. Eine Eskadron des Begiments sprengte den steilen Weg, der zur Höhe der Puerto de Sommosiera (1443 m hoch) führte, gegen die spanische Stellung hinan. 60 Pferde und Beiter stürzen im furchtbaren Geschützfeuer, über die Gefallenen hinweg brausen die Übriggebliebenen in die spanischen Batterien. Die Kanoniere werden niedergehauen und weiter jagt der Harst. Die nachfolgende zweite Eskadron findet bereits freie Bahn und keinen ernstlichen Widerstand; Napoleon war der Weg nach Madrid frei. (C. d. N. I., Tom. XVIII, Nr. 14.524, 14.770, 14.819. — Balagny, Tom. H, 402 bis 460.) 2) Die Aufstellung dritter Bataillone erfolgte anfangs 1809, als ein Kampf mit Österreich immer wahrscheinlicher wurde. 3) Die Fußartillerie weist bereits Ende 1808 eine ganz andere Gliederung auf. Sie zählt nach Soltyk 1000 Mann in 3 Bataillonen zu je 3 Kompagnien. (Anhang IX.) 4) C. d. D., Tom. II, 11, Nr. 352 und Soltyk, 105. 5) Die polnischen Quellen geben hierüber ganz lückenhafte Angaben und müssen durch die Korrespondenz Napoleons ergänzt werden. Als

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