Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 63 leons einging, 30.000 Mann französische Truppen so lange zum Schutze des Herzogtums im Lande zu belassen, als die Armee desselben nicht gänzlich organisiert und die neue .Regierung nicht völlig etabliert seix). Die Verpflegung dieser Truppen, deren Sold von Frankreich erfolgt wurde, trug wesent­lich bei, die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen der junge Staat zu kämpfen hatte, noch zu vergrößern und Unzufrieden­heit im Lande zu erwecken. Mit den Worten: „Nierzqflem Polska stoi” (Die Unord­nung hält Polen aufrecht) hatten selbst die Polen in den letzten Jahren des Königreiches die zerrütteten und verwor­renen Zustände desselben gekennzeichnet. Die Verfassung, welche Napoleon dem Herzogtum gewährt hatte, geeignet, Ordnung und Ruhe zu schaffen, war deshalb ein Segen für die Nation. Nur Tendenz oder Enttäuschung leiten zum Teil die Feder jener Schriftsteller, welche die Schöpfung des Kaisers in heftiger Weise angreifen* 2). Eine spätere Zeit brachte den Polen die volle Erkenntnis, was sie Napoleon verdankten. Der revolutionäre Reichstag des Jahres 1830 gab dem toten Kaiser, was des Kaisers war, Lob und Dank in den AVorten des Manifestes 3) vom 18. Dezember: „Obgleich eng begrenzt, gewann Polen von der Hand des Helden des Jahrhunderts seine Sprache, Gesetze, Freiheiten;, große Geschenke und noch größere Hoffnungen”. *) Artikel VIII der Abtretungskonvention (d’Angeberg, 482). Die Dislokation der französischen und Warschauer Truppen anfangs Oktober 1807 siehe Beilage 1. 2) Rüther, 24: „Napoleon hatte einen Staat im eigenen Interesse mit einem Scheinparlamentarismus wie in Frankreich, mit französischen Gesetzen und französischer Verwaltung geschaffen, be­stimmt, um in den absoluten Staaten Propaganda zu machen,” Flathe, 16: „Wirklicher Herrscher ist Friedrich August in Warschau nie gewesen; was dort geschaffen wurde, war unter dem dünnen Schleier einer halb nationalen, halb fremdländischen Verwaltung die Napoleonische Despotie.” Lelevel, 415: „Der Staat hatte einen König von Sachsen zum Souverän, sächsische Münzen, französische Verfassung und Verwaltung, französische Gesetze und einen französischen Residenten, der sich be­ständig in Warschau aufhielt, um die Durchführung der Befehle seines Herrn zu überwachen.” 3) Vollständig abgedruckt bei Kaiser, Geschichte der polnischen Revolution vom Jahre 1830, I, 56.

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