Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 55 für sich selbst reserviert batte1), eröffnete er am 7. Juli ohne vorbergegangene Verabredungen dem König Friedrich August von Sachsen, der seit dem Posener Friedensschluß vom 11. Dezember 1806 aus einem Verbündeten Preußens ein ergebener Eheinbundfürst geworden war* 2), daß er Polen mit Sachsen vereinige und demselben eine Konstitution gebe, welche die Euhe und die Freiheit dieses Volkes sichere3). Das Königreich Polen sollte nicht wieder erstehen; der Tilsiter Friedensvertrag schuf ein „Herzogtum Warschau” mit einem Flächenraum von 1851 Quadratmeilen und zirka 2Vs Millionen Einwohnern4). Dies war Napoleons Dank­geschenk an die polnische Nation. 26Vs Millionen Francs zu deren Beteilung zurück. Davout allein erhielt die Herrschaft Lowicz im Werte von 4,831.238 Francs. (C. d. N. I., Tom. XV, 377, Nr. 12.838; 378, Nr. 12.839; 470, Nr. 12.984.) — „27 Marschällen und Generalen hat er [Napoleon] die Domänen des Königs in Polen verschenkt und dem Sachsenkönig das ausgesogene, unzufriedene Land, was so betrogen ist, wie noch keines,” schreibt Königin Luise von Preußen aus Memel vom 5. August 1807 an ihren Bruder. (Briefe der Königin Luise an ihren Bruder Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz; veröffentlicht von Paul Bailleu im Bd. CV, 1900 der „Deutschen Rundschau” von Julius Ro denb erg, 363 bis 397.) «) C. d. N. I., Tom. XV, 377, Nr. 12.838; 378, Nr. 12.839; 470, Nr. 12.984; 481, Nr. 13.007 und d’Angeberg, 482: Artikel IV der Konvention zwischen Frankreich und Sachsen vom 22. Juli 1807. 2) Sachsen hatte zu Beginn des Feldzuges als Verbündeter Preußens Truppen in der Stärke von 19.400 Mann aufgestellt, die in den Verband des Prinzen Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Ingelfingen traten. In der unglücklichen Schlacht bei Jena hatten zwei sächsische Brigaden lange Zeit standgehalten, bis sie schließlich noch immer kämpfend von Murat teils zersprengt, teils zusammengehauen wurden. In der Ver­folgung seines Sieges suchte Napoleon Sachsen von Preußen abzuziehen und schloß mit dem Kurfürsten einen gnädigen Frieden. Friedrich August erhielt den Königstitel und trat dem Rheinbund bei. Bereits am 4. Februar 1807 rückten 6000 Mann sächsische Truppen unter General von Polenz ins Feld, um als Bundesgenossen der­jenigen, die vor wenigen Monaten ihnen als Feinde gegenübergestanden, gegen ihren früheren Freund zu kämpfen. Ihre nächste Bestimmung führte sie vor Danzig, an dessen Belagerung sie rühmlichen Anteil nahmen, der weitere Gang der Ereignisse auf das Schlachtfeld von Friedland. Siehe darüber auch Tagebuch Bray, 50, 55, 56. i 8) C. d. N. I., Tom. XV, 394, Nr. 12.872. 4) Anhang VI und Weiß, X, 1, 160.

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