Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
Das Herzogtum Warschau. 17 bei Rawka ein Lager und erwartete liier den Angriff, der mit seiner Niederlage endete (6. Juni 1794). Bald sollten neue Mißerfolge die großen Hoffnungen der Polen erschüttern. Am 8. Juni erlag GL. Zaj $ ezek dem russischen General Derfelden bei Chelm und mußte sich nach einem sechsstündigen Kampfe, durch die überlegene russische Artillerie erschüttert, nach Lublin zurückziehen. Sieben Tage später öffnete Krakau dem preußischen General von Eisner die Tore. Die Kunde von diesen Schlappen veranlaßte in Warschau Szenen, welche an die Septembertage der französischen Revolution erinnern. Der Pöbel erstürmte am 28. Juni die Gefängnisse und übte selbst Justiz an den Gefangenen. Erschüttert durch diese Vorgänge bat der König am 1. Juli Kosciuszko brieilich, zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit wie zu seinem eigenen Schutz ein Truppendetachement zu entsenden. Kosciuszko erschien aber selbst, um die Hauptstadt zu decken; Zaja,czek, welcher bei Praga die Weichsel passiert und bei Wilanów sich postiert hatte, nahm hier die polnische Hauptarmee auf. Am 13. Juli langten nun die preußische und russische Armee, erstere 25.000, letztere 13.000 Mann stark, vor Warschau an, ohne jedoch einen Angriff zu unternehmen. Aus Graudenz und Breslau wurde Belagerungsgeschütz beordert und alle Vorarbeiten zur Einleitung der förmlichen Belagerung bis zum 26. beendet. Die Befestigung Warschaus war anfangs Mai begonnen worden und erhielt erst während der Belagerung ihre Hauptwerke. Die Wälle waren mit 415 Geschützen armiert; die Zahl der Verteidiger belief sich auf zirka 18.000 Mann. Am 27. Juh begannen die Preußen die ersten Angriffe, welche von den Polen mit wahrer Begeisterung zurückgeschlagen wurden. Der letzte und blutigste Kampf entspann sich in der Nacht des 28. August, in welcher der Verteidigungsabschnitt D^brow- skis mit Übermacht angegriffen wurde, während gleichzeitig Zaj a;ezek die Preußen attakierte. Enttäuscht über das Ausbleiben jeglichen Erfolges, hob König Friedrich Wilhelm in der Nacht vom 5. auf den 6. September die Belagerung auf. „Von allen Seiten treffen Meldungen ein, daß der Aufstand in Südpreußen von Tag zu Tag an Stärke zunehme. Unsere Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. IV. Bd. 2