Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. n nicht gewöhnt. Gegen sie rückten unter den Generalen Kachowski und Kretschetnikoff von der türkischen Grenze und von Lithauen 100.000 Russen, welche zähe Tapfer­keit, unvergleichlichen Todesmut im Kampf gegen die Türken bewiesen hatten, in mehreren Kolonnen an. Statt sich zu konzentrieren, zersplitterte Poniatowski sein Heer und die Russen standen den Polen immer in Überzahl gegenüber. So wurde der Feldzug für die letzteren aussichtslos. Von einer Stellung zur anderen gedrängt und durch stete Verluste geschwächt, trat bald Mutlosigkeit ein. Am 18. Juli kam es bei Dubienka zur Schlacht. Gegen dreifache Übermacht wehrte sich Kosciuszko mit 6000 Mann. Mann gegen Mann war der Kampf ausgefochten worden, Erbitterung und Kampflust hatten auf beiden Seiten die Waffen geführt. Nur das Dunkel der Nacht und der Wald, in den sich die Polen zurückzogen, retteten den Rest ihres Heeres. Die Fortdauer des Kampfes hemmte ein Schreiben des russischen Gesandten in Warschau, König Stanislaus sei am 23. Juli der Targowicer Konföderation beigetreten. Wie eine Weide vor dem Stimme hatte sich der König gebeugt. Statt als Held an der Spitze seines Heeres zu siegen oder ruhmvoll zu fallen, befahl er der Armee, sich zurückzuziehen und versetzte damit der Nation einen tödlichen Streich. Erbittert verließ sein Neffe Fürst Josef Poniatowski das Land, um sich nach Österreich zu wenden, unter dessen Fahnen er seine militärische Ausbildung und Feuertaufe er­halten hatte. Seit sich König Stanislaus August der Konföderation von Targowice, die über russischen Befehl ihren Sitz nach Grodno verlegt hatte, angeschlossen, repräsentierte dieselbe auch die Regierung. Bald sollte ihren Häuptern klar werden, daß sie selbst am Untergang des Vaterlandes geai’beitet. Im Januar kam die Nachricht nach Grodno, preußische Truppen rückten in Polen ein. Am 25. März 1793 erging eine Erklärung Friedrich Wilhelm II. und am 29. April die Deklaration der Zarin, daß beide Höfe wegen des überhandnehmenden Jako­binismus für das Wohl ihrer eigenen und der Nachbar­staaten, wie für die Ruhe der Republik es für zuträglich ge­funden hätten, Polen in engere Grenzen einzuschließen. Die

Next

/
Thumbnails
Contents