Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - Einleitung

12 einen eigenen Munitions-Colonnen-Cadre, der sich im Kriege in fünf Munitions- Colonnen und zwar für die Aufstellung der Divisions-, der Armee-Corps- und der Armee-Munitions-Parks schied. Dadurch wurde die Gliederung eine beweglichere, der Armee-Munitions-Park entlastet, die Mobilisierung eine raschere, denn einerseits entfiel die Beistellung der Bespannung von Seite des Fuhrwesens für die mobilen Reserve-Anstalten, andererseits bestanden diese, wenn auch nur en cadre, bereits im Frieden. Immer noch trat hier und auch weiterhin die Absicht zu Tage, im Felde jedem Corps ein Regiment zuzuweisen. Zur Vermehrung der schweren Caliber wurde eine Vermehrung der Batterien im Frieden von 10 auf 12, im Felde auf 13 durchgeführt, so dass nun im ersteren Falle jedes Regiment fünf achtpfündige Batterien zählte. Es begann also das Hauptgewicht schon damals sich auf Seite der schweren Batterien zu neigen. Die Festungs-Artillerie, berufen, die bisher derFeld-Artillerie zukommende Aufgabe der Besatzung der Festungen und der Bedienung der Festungs- Geschütze zu übernehmen, wurde in zwölf Bataillone formiert, die aus den Compagnien der Feld-Artillei’ie-Regimenter und jenen des mit 1868 auf­gelösten Küsten-Regiments gebildet -wurden. Mit der Aufstellung derselben war ein neuer selbständiger Zweig artilleristischer Thätigkeit ins Leben gerufen, der nun parallel mit der Feld- Artillerie einer weiteren Entwicklung bedurfte. Das Bestreben, die Feld-Artillerie völlig ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen, gieng bei der Scheidung so weit, dass auch die Gebirgs-Batterien, welche bis nun beim 5. Regimente und dem Küsten-Regimente bestanden, etwas unlogischerweise den Festungs-Bataillonen zugewiesen wurden. Mit den Grundzügen der Organisation des Jahres 1867 ist im Vereine mit jenen der Jahre 1809 und 1850 die weitere Ausbildung der Artillerie in feste Bahnen gelenkt. Alle folgenden Organisationen bis auf den heutigen Tag zeigen nur eine Ausgestaltung der erörterten Principien, ergänzt durch die mit dem Ausbau der Armee nöthigen Batterie-Vermehrungen. Im Jahre 1869—1871 wurde die Zahl der Batterien auf 13, im Kriege auf 14 vermehrt, wobei die schweren (achtpfündigen) Caliber ein erneuertes Uebergewicht erhielten, die Zahl der Munitions-Colonnen bei den Regimentern Nr. 7 bis 13 auf sechs erhöht. Die Battei’ie-Divisionen 1 bis 3 wurden nun für die Truppen-Divisionen bestimmt, die Munitions-Colonnen derselben Nummern für deren Parks; die Batterie-Division Nr. 4 für das Corps, die Colonne 4 zu dessen Park; die Colonnen 5 und 6 für den Armee-Munitions-Park. Die Armee-Geschütz-Reserve, wie sie das Jahr 1809 geschaffen, war nicht mehr Norm, sondern nur eventuelle Nothwendigkeit. Die Zahl der Corps machte die Errichtung eines 13. Regiments nöthig, die mit 1. Mai 1872 erfolgte. Fast gleichzeitig wurde auch die Gliederung der Zeugs-Artillerie in Artillerie-Depots durchgeführt. Wandte sich die Organisation 1869—1871 der Vermehrung der Batterien zu, so zeigt die Organisation von 1875 nebst Einführung neuen Materiales einen weiteren Schritt in der Vorbereitung der Mobilisierung, indem sie die Batterie-Divisionen schon im Frieden administrativ vollständig selbständig machte und diesen, statt dem Regimente, die Aufstellung der mobilen Reserve- Anstalten übertrug. Jede Division 1 bis 3 hatte nun zwei Munitions-Colonnen aufzustellen und führte den Cadre derselben schon im Frieden im Stande, bei der 4. Division stand der Ergänzungs-Depot-Cadre, der im Kriege die beiden Batterien 14 und 15 aufzustellen hatte. Nebenbei wurde auch die Zahl der Reserve-Anstalten um den Gebirgs-Munitions-Park vermehrt. Der Gedanke, welcher schon 1860 zur Errichtung eines Regiments führte, das für die Cavallerie-Armee-Corps bestimmt war, erscheint insoferne wieder aufgegriffen, als nun bei einzelnen Regimentern für die selbständigen f Cavallerie-Truppen-Divisionen, reitende Batterien eingetheilt wurden. Nachdem mit der Organisation von 1882 die Errichtung von Gebirgs- Batterien bei einzelnen Regimentern normiert war, wurde durch die Organi­sation von 1885 in dem Streben nach rascher Mobilisierung ein weiterer be­deutungsvoller Schritt gethan.

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