Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 5. (1903)

Die Landes-Vertheidigung - Die Aufgebote in den Erblanden bis 1809 - II. Die Aufgebote in den einzelnen Provinzen

23 Aus welchen Gründen dieser Vorschlag die kaiserliche Sanction nicht erhielt, ist nicht bekannt. Auch ein anderer Vorschlag der Stände, die Einberufung eines Mannes von je 15 Feuerstätten, wodurch ein Aufgebot von 3000 Mannn erzielt werden konnte, welche in sechs Compagnien getheilt werden sollten, gelangte vor­läufig nicht zur Durchführung, da durch den Abzug der Schweden aus Böhmen die directe Gefahr für das Land verschwand, und wurde auch das früher erwähnte partielle Aufgebot anfangs April nach Hause entlassen. Im folgenden Jahre (16421 gelangte ein ständisches Regiment zu Fuss unter Obrist Schifer zur Aufstellung, welches in kaiserliche Dienste über­nommen wurde '). Dasselbe wurde durch Stellung jedes achtundzwanzigsten Mannes gebildet und später durch Werbung completiert. Ueber Bitte der Stände übernahm Erzherzog Leopold Wilhelm 1645 erneuert die Leitung der Anstalten zur Landes-Defension. Derselbe betraute ausser den Viertel-Commissären noch den Grafen Hans Reinhard von Starh emb erg mit dem Oberbefehl über das ganze Aufgebot. Infolge des Einbruches der Schweden in Nieder-Oesterreich wurde im April ein Theil des Aufgebotes (jeder zwanzigste Mann) an die Enns entsendet, wobei er durch reguläre Truppen unter Obrist Henderson unterstützt wurde, — später jedoch eine neue Zuzugs-Ordnung erlassen. Nach dieser hatte jede Feuerstelle einen Mann zu stellen2) und wurde erneuert die strenge Absperrung aller Pässe und Verschanzungen bewirkt, und diese durch Wachen gedeckt. Zu diesem speciellen Dienste wurde jeder fünfte Mann mit achttägiger Ablösung verwendet. Nach dem Projecte der Stände sollten diese Schanzen eine zusammen­hängende Linie bilden und derart angelegt werden, dass sie als eine „ständige Wehr des Landes” dienen könnten. Unter dem Oberbefehl des Erzherzogs leiteten Conrad Balthasar Starhemberg am linken, Hans Reinhard Starhemberg am rechten Ufer der Donau die Vertheidigungs-Anstalten, wobei sie durch kaiserliche Truppen unter dem General Barwitz von Fernamont unterstützt wurden. Nachdem inr September und October eine vorübergehende Verstärkung des Aufgebotes (auch jedes zehnten Mannes) eingetreten war, um die Ver­schanzungen bei Leonfelden und an anderen Orten fertigzustellen, wurde das Aufgebot, von welchem einzelne Theile sich auch schon früher nach Hause entfernt hatten, um ihr Hab und Gut vor den herumstreifenden Croaten und Polaken zu schützen, im December ganz entlassen. In den folgenden Jahren, speciell 1648, fanden nur vorübergehende und theilweise Einberufungen des Aufgebotes zur Besetzung einiger Verschanzungen an den Grenzen statt. Anlässlich der Kriege gegen die Türken in den Jahren 1663 und 1664, wo jedoch das Land nicht direct bedroht war, versammelte sich das Aufgebot des Mühl-Viertels und Machlandes unter den Ober-Commissären Rüdiger Graf Starhemberg und Christoph Graf Thürheimb bei Leonfelden, beziehungs­weise Perg, jenes des Hausmck- und Traun-Viertels unter dem Freiherrn von Hager im September 1663 an der Enns. Einberufen war jeder fünfte und dreissigste Mann mit monatlicher Ablösung; jeder Mann erhielt täglich 10 Kreuzer. Mitte November wurde dieses Aufgebot wieder entlassen. Im Jahre 1664 stellten die Stände das Regiment zu Fuss Maxwell für den kaiserlichen Dienst auf, welches 1665 wieder entlassen wurde. Aus Anlass der erneuerten Gefahr einer Invasion des Landes durch die Türken wurde 1683 mit Patent vom 15. Juli, abweichend von der bisherigen Weise, das Aufgebot derart geregelt, dass jede Herrschaft eine gewisse Anzahl tauglicher Leute an die Pässe und an die Enns zu entsenden hatte, wodurch !) Heute Infanterie-Regiment Erherzog Stephan Nr. 8. 2) Als Sammelplätze wurden bestimmt: Ansfelden für das Traun-, Marchtrenk für das Hausruck-, Mühldorf für das Mühl-Viertel, Perg für das Machland.

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