Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830
72 H o e n. befolgen, wenn die Verhältnisse anders sind, als der Befehlende voraussetzte und die stricte Befolgung Schaden bringt. Und selbst bei der Aufnahme der Offensive hätte sich manches noch zum Guten wenden lassen, wenn seine Energie nicht durch das Bewusstsein gelähmt gewesen wäre, gegen Jene zu kämpfen, die seine Sympathie besassen und um deren Gunst er bisher buhlte, eine Sache vertheidigen zu müssen, die er verurtheilte. Nach den Dispositionen des Marschalls stellten sich die Truppen nach dem Abessen der Frühsuppe wie folgt bereit: 1. Garde-Infanterie-Regiment (2 Bataillone), 100 Lanciers und 2 Geschütze am Boulevard des Capucines; 3. Garde-Infanterie-Regiment und 200 Lanciers beim Carroussel, wohin auch das aus Versailles einrüekende 2. Garde-Infanterie-Regiment und das 2. Regiment Grenadiere zu Pferd beordert wurden; 6. Garde-Infanterie-Regiment (2 Bataillone) bei der Madeleine-Kirche; 15. leichtes Infanterie-Regiment bei der neuen Brücke (Pont Neuf)*); 5. und 50. Linien-Infanterie-Regiment am Vendome- Platz; 53. Linien-Infanterie-Regiment mit den Cürassieren am Bastille-Platz; 7. Garde- (1. Schweizer-) Regiment im Louvre; der Marschall mit 100 Lanciers und 10 Geschützen hatte sein Haupt-Quartier in den Tuilerien. Die Truppen bezogen, ohne Widerstand zu finden, ihre Aufstellungen. Im Laufe des Vormittags kam es nur zu unbedeutenden Zusammenstössen; die Regimenter, besonders die Garden, bewahrten eine gute Haltung. Der König hatte auf den Bericht des Herzogs über die am 27. ausgebrochenen Unruhen den Belagerungs-Zustand über Paris verhängt, was um 10 Uhr vormittags verkündigt l l) Nach Gervinus, VIII. Bd., 400, hätte von diesem Regiment auch das Stadthaus und das Pantheon besetzt werden sollen, doch wurde ersteres aus Lässigkeit unterlassen, wodurch es in die Hände des Volkes fiel.