Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830

Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1880. 69 Ihren Compagnien und wenn die Garde ziun Angriff com- mandiert wil'd, so möge Jeder seine Schuldigkeit thun.” Weiters entsandte der Marschall Couriere an die Stations- Commanden in Melun, Provins, Fontainebleau, Beauvais, Com- piégne und Orleans, ferner einen Officier gegen Caen, um den Marsch des aus der Normandie rückkehrenden 4. Garde- Infanterie-Regiments zu beschleunigen. Der Herzog von Ragusa hatte somit das richtige Ge­fühl, dass seine Kräfte unzureichend waren, und bestrebte sich, den Fehler Polignac’s gutzumachen. Die rasche Ent­wicklung der Ereignisse durchkreuzte seine Absicht. Die ge­rufenen Truppen konnten theilweise nicht zeitgerecht ein treffen, theilweise hielten sie die in ihren Garnisonen ausgebrochenen Unruhen zurück1). Auch die Regimenter im Lager von St. Omer, die sich Polignac endlich herbeizuholen entschloss, erhielten den Befehl erst am 30. Juli. Auffällig ist, dass Marmont nicht sofort die Artillerie sammt Munitions-Ergänzung aus Yincennes nach Paris zog. Er entschuldigt sich damit, dass ihn die Schwierigkeit, die Colonne durch Paris zu bringen, daran gehindert habe. Doch entsendete er am Abende des nächsten Tages ein Cavallerie- Regiment, um sie zu holen, was nach dem unglücklichen Aus­gang des Kampfes entschieden viel schwieriger und gefähr­licher war, als am 28. früh, wo die Bewegung erst begann und thatsächlich bis Mittag kein ernster Widerstand gewagt wurde. Man kann nur annehmen, dass Marmont wohl den Ausbruch einer Revolution vorhersah, jedoch nicht so schnell erwartete. Jedenfalls hätte er sich dieser Artillerie versichern müssen, die im Kampfe gegen die überall aus dem Boden wachsenden Barricaden und die besetzten Häuser die erste Rolle zu spielen berufen war. Dies hätte selbst die Entsendung einer stärkeren Kraft gerechtfertigt, um ihr unbedingtes Ein­treffen zu sichern. Ein Gleiches gilt von der Verpflegung. Der Marschall sagt diesbezüglich, dass er zu spät mit dem Commando be­traut wurde und daher keine Zeit zu den dringend nöthigen b Z. B. das 8. Garde-(2. Schweizer) Regiment in Orléans.

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