Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)
Die Cavallerie - Die Organisation der einzelnen Reiter-Gattungen
— 80 — Waldstein’s, der Name Croaten als Gesammt-Ausdruck für alle aus den genannten Gebieten stammenden Heiter-Abtheilu ngen angewendet. Die Patente zur Anwerbung solcher Beiterschaaren lauteten in der ersten Hälfte des 30jährigen Krieges nicht auf ganze Begimenter oder eine bestimmte Anzahl Compagnien, sondern es wurde in denselben nur die Zahl der aufzubringenden Mannschaft festgesetzt1}, welche in den ersten Jahren vielfach auch mit Fussvolk gemischt war. Diese Schaaren wurden auch anfänglich in den Standeslisten und Ordres de bataille nicht als Begimenter, sondern nur nach ihrer Stärke, ohne Angabe einer Zahl der Unter-Abtheilungen, z. B. als : „500 Croaten (Husaren) unter N. N.” ausgewiesen. Zumeist wurden dieselben nach Beendigung eines jeden Feldzuges, oft schon nach 2—3 Monaten, je nachdem die Capitulation lautete, abgedankt; mitunter verhessen einzelne derselben auch vorzeitig eigenmächtig die Armee. Ueber die innere Gliederung derselben fehlen verlässliche Daten, doch scheint eine Theilung in „Fahnen” auch hier Platz gegriffen zu haben. Erst vom zweiten Generalate Waldstein’s, beziehungsweise 1630 an, zu welchem Zeitpunkte die Zahl dieser Schaaren eine beträchtliche Vermehrung erhielt, wurden dieselben allgemein als Begimenter benannt2) und erscheinen bei denselben der Obrist (-Inhaber) und die übrigen Stabs-Officiere wie bei der regulären Beiterei systemisiert. Das übrige Personale der Begiments-Stäbe fehlte jedoch auch weiterhin, doch erscheinen diese Begimenter nunmehr auch in Compagnien (gewöhnlich 5—10) formiert und hatten daher auch einen Soll-Stand von 500—1000 Mann. Mit Bücksicht auf die vorwiegende Bewaffnung der Mannschaft mit Feuerwaffen, speciell der Arquebuse, erscheinen diese Begimenter auch zumeist als „croatische Arquebusiere” benannt. Da die innere Organisation dieser Truppen aber keine so geregelte war, wie jene der regulären Begimenter, so führten diese Begimenter zwar auch den Namen ihres Obristen und wurde auch im Falle des Abganges eines oder des anderen, die Ernennung des Nachfolgers durch den Hofkriegsrath verfügt, doch waren diese Obriste nicht mit allen jenen Privilegien ausgestattet, welche sonst einem Inhaber zukamen, hatten z. B. kein Jus gladii, da eben kein Begiments-Stab, also auch keine Begiments-Gerichte vorhanden waren. Die Anwerbung dieser Abtheilungen erfolgte nun nicht mehr blos für einen Feldzug (auf 2—3 Monate), sondern diese Begimenter verblieben in gleicher Weise wie die regulären, gewissermassen nach Bedarf, weiter bestehen, was natürlich nicht ausschloss, dass einzelne derselben abgedankt oder aufgelöst, mitunter ihres schwachen Standes wegen in andere incorporiert wurden. Die Zahl derselben, welche sich im Jahre 1636 (die polnischen Beiter eingerechnet) auf 25 Begimenter belief, samt schon 1639 auf 10, gegen Ende des Krieges auf 4 herab, welch’ letztere anlässlich der Armee-Beduction 1649/50 ganz aufgelöst wurden. Ueber die innere Organisation der zeitweilig verwendeten polnischen Beiter, oder Polaken (Kosaken)3; die in den meisten Fällen nicht als eine rein kaiserliche Truppe angesehen werden konnten, fehlen genauere Daten gänzlich und wird nur noch bemerkt, dass der Ausdruck „Polaken” nicht immer nur für wirklich in Polen geworbene, oder aus polnischen in kaiserliche Dienste getretene Abtheilungen angewendet wird, sondern, dass damit auch in einzelnen Fällen solche Schaaren bezeichnet werden, welche in den von Slovaken (Walachen) bewohnten Theilen Ober-Ungarns geworben wurden, die also eigentlich Husaren waren. *) Bestallungen fiir die Obriste Balassa, Bosnyak u. s. w. auf je 500 Husaren und 200 Hayducken (K. A., Bestallungen 1621, 1058 u. A.). 2) 1627 erscheint wohl schon ein „Regiment Isolani”, die übrigen aber wie bisher bezeichnet. 3) Siehe Seite 8.