Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - Einleitung

66 V e 11 z e. gemeisselt, aber die Missachtung, welche diesem Friedens­schlüsse allgemein bezeigt wurde, wird auch auf das Werk­zeug höheren Willens und zwingender politischer Verhält­nisse übertragen und geblendet von dem fabelhaften Glanze der Gross-Botschaft Leslie’s, wird des Hauptzeugen all’ der Ereignisse fast gar nicht gedacht; flüchtig wie ein Schatten taucht sein Name noch hie und da auf, entschwindet aber dann ganz dem Auge und in bescheidener Zurückgezogenheit beschliesst Heiliger sein arbeitsames und trotz aller Angriffe auch thatenreiches Leben, leider mit dem Fluche des an­geblichen Misserfolges belastet. Der Bericht selbst behandelt die Angelegenheiten von 1649 bis zum Austausche der Ratificationen nach dem Friedens­schlüsse am 3. October 1664 und geht stillschweigend an den Ereignissen bis zu seinem Abzüge von Constantinopel im Jahre 1666 vorüber, die aber in der Relation des Grafen Leslie die erwünschte Ergänzung finden. Als zum Türkenkriege gehörig, können vor Allem nur die Jahre 1663 und 1664 gelten, denn die Kriegserklärung er­folgte erst im Verlaufe des ersteren Jahres; was vor dem vorgeht, ist ein Ineinandergreifen der österreichischen und türkischen Interressensphäre auf neutralem Gebiete in Sieben­bürgen, ein Ringen um die Vorherrschaft in diesem Lande, das zwar dem Halbmonde tributpflichtig, von diesem aber mit Vorliebe als Provinz des osmanischen Reiches angesehen ward. Beide Theile wollten, allerdings aus egoistischen Gründen, ernstlich den Frieden, aber schon der Umstand allein, dass Jeder seinen Standpunct wahrte, musste umso mehr zum Conflicte führen, als sich seit Räköczy’s Tode die Waagschale entschieden auf Seite der Türken zu neigen begann. Reniger hatte sich redlich, aber vergeblich bemüht, den Frieden zu erhalten, er brach auch die Verhandlungen nach erfolgter Kriegserklärung nicht ab, sondern spann sie hinüber in das türkische Lager, folgte als unermüdlicher Sachwalter einer Einigung dem feindlichen Heere, immer bereit, seinem kaiserlichen Herrn und seinem Vaterlande zu dienen. Die Ereignisse dieser beiden Feldzugsjahre sind genugsam bekannt; 1663 mangels entsprechender Streitkräfte von Monte-

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