Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)
Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - II. Hauptrelation des Grafen Leslie
Simon Reniger von Benin gen. 155 keine Unkosten; desswegen wollte er mich eben auf die Weise, wie wir bis dahin geführt worden, nach Constantinopel schicken; der Sultan werde auch hin, mich wollten sie aber voranschicken, damit ich den Einzug und was zu sehen sei, mit Gelegenheit sehen könne; alsdann, wann hernach der Sultan dahin anlange, werde er, Gross-Vezier, was ich anzubringen hätte vernehmen und mich darauf zu der letzten Audienz zum Sultan führen lassen; hierauf liess er Kaffee und Thee bringen und befahl, das Nachtmahl anzurichten; alles dieses mit einer solchen Freundlichkeit und Ehrerbietung, dass ich mehr nicht verlangen können. Nach diesem bin ich von ihm, Gross-Vezier, seiner Frau Mutter und anderen vornehmsten Ministern, mit allerhand Obst, in grosser Quantität regaliert worden; er hat es auch nicht für gut befunden, dass ich allda noch einen anderen von den Vezieren besuchen solle, denn er auf keinerlei Weise zulassen will, dass ein Anderer, den geringsten Antheil an der Regierung haben solle. Weiters hat der Gross-Vezier mir durch den Panajotti sagen lassen, dass der Sultan seinen Auszug mit der ganzen Armee von Adrianopel den 23. August halten werde und wann ich verlange solchen zu sehen, so wollten sie mich in ein bequemes Haus führen, wo ich Alles mit Gelegenheit sehen könnte und dass man mich, wann ich genug ausgerastet hätte, den 27. August, von dannen gegen Constantinopel führen und keine grösseren Tagreisen machen wollte, als wie der Sultan selbst zu thun pflege, wann er reiste. Ich bedankte mich mit Vermelden, dass ich es für eine absonderliche Ehre schätzte, diesen so vornehmen Auszug zu sehen, welcher dann in sich selbst, auf ihre Weise sehr prächtig und gross, gewesen ist. Der Sultan und die ganze Armee haben campiert an dem Fluss, so nach Gallipoli lauft und war ihr Lager ungefähr zwei Meilen in der Länge. Weil nun der 27. August bestimmt ist worden zu meinem Aufbruch von Adrianopel, habe ich den Gross-Vezier durch den Panajotti ersuchen lassen, dass, weil der Sultan nicht mehr im Serail wäre, sondern zwei Stunden draussen vor der Stadt campierte, mir zugelassen werden möchte, mit fliegenden Fahnen, Trompeten und Pauken