Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)
Freiherrn von Helfert: Die Stadt des Palladio im Jahre 1848
Stadt des Palladio 184S. O hängigkeit ausgerufen: »Evviva l’Italia, evviva Pio IX!« Am anderen Tage musste der Bischof Conte Cappellari ein Tedeurn singen, wo seit 33 Jahren zum ersten Mal die Anrufung »Pro Imperatore« ausgelassen, statt dessen eine Dank- hyrnne für die gewonnene Freiheit angestimmt wurde. Am Nachmittage des 27. sprach Valentino Pasini von der Loggia des Domes die am Platze versammelte Menge an. Er schilderte die Gefahren des Alleinstehens für die Commune und forderte die Bürger auf, über den Anschluss von Vicenza an die Republik Venedig abzustimmen: wer dafür sei, möge das Haupt bedeckt behalten, wer dagegen, den Hut lüften! Die Mehrzahl der Häupter blieb bedeckt und so war der Anschluss entschieden. Nun gieng es an die Schaffung und Stärkung der AVehr- kraft. Unterschriften wurden gesammelt von Jenen, die beitragen wollten »a liberare l’Italia dallo straniero« ! Aus den auf Urlaub befindlichen Soldaten wurde eine Mobilgarde gebildet. Veteranen aus der napoleonischen Zeit boten ihre Dienste an. Von Venedig wurden AVaffen und Munition verlangt. Es kam entschuldigende Antwort: man habe für den eigenen Bedarf zu sorgen; in Vicenza möge man daran denken Sensen und Piken herzurichten, -Angriffswaffen von fürchterlicher AVirkung, besonders gegen die Reiterei!« Nun hiess es aus der Noth eine Tugend machen und mit der Bewaffnung der Vicentiner Crociati sah es bunt genug aus: primitive Lanzen, in der ersten AVuth des Aufstandes angefertigt, halbverrostete Büchsen mit Feuerschloss, Säbel, Degen, Pistolen. Besser gestellte Personen brachten Jagdflinten; ein kleines Bataillon hatte Gewehre nach dem System Schneider; etwa zehn junge Leute auf lendenlahmen Gäulen (su rozze sfiancate) bildeten die Cavallerie, vier armselige Geschütze, von Ochsen gezogen, die Artillerie. Doch nach und nach kam Verstärkung, Freischaaren aus Feltre, aiis Schio, aus Treviso. Am 30. März marschierten 700 Paduaner ein, darunter viele Studenten in schwarzem Sammt und Hüten ä la Ernani, auf der Brust oder am Arm ein rothes Kreuz. Ihr Anführer war ein alter Oberst im Generalstab der weiland italienischen Armee, Marcantonio Sanfermo, kleiner Gestalt, aber tapfer und ruhig. Er setzte gleich Alles auf militärischen Fuss und