Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Freiherrn von Helfert: Die Stadt des Palladio im Jahre 1848

Am 22. März 1848 brachten Ankömmlinge der Eisen­bahn die Nachricht von dem Abfall Venedigs nach Vicenza, und sogleich durchflogen die Stadt Rufe: »Viva l’Italia! Viva l’unione!« Eine alte Fahne von 1794 — in den vier Ecken die Schlange der Visconti, der venetianische Löwe, die römische Wölfin, das Wappen Sieiliens — wurde hervorgeholt und im Triumph durch die Strassen bis auf den Hauptplatz ge­tragen; da stand die Garnison in Reih’ und Glied, achtung­gebietend, aber nicht herausfordernd. Eine Bürger-Deputation begab sich zum Podestä und mit diesem zum Platz-Comman- danten GM. Fürsten Wilhelm Thum und Taxis. Das Begehren lautete: Errichtung einer Bürgergarde zur Aufrechthaltung der Ordnung. Nach einigem Zögern und mit dem Stossseufzer: »Incidimus in mala temporal« gab der stramme Krieger nach. Allsogleich wurde eine Aufforderung an alle Mitbürger vom 18. bis zum 60. Jahre erlassen, in die aufiiegenden Listen ihre Namen einzutragen, was in vollem Andrang mit jubelnder Begeisterung geschah. Eine »Giunta provvisoria« ward gebildet1) und in aller Stille gieng noch in der Nacht eine vertrauliche Sendschaft nach Venedig ab, wo sie am 23. Daniel Manin mit den Worten begrüsste: »Ihr seid die ersten Vertreter der Terra ferma, die den freien Boden Venedigs betreten!« Valentino Pasini, *) Namen der Mitglieder S. 18, bei Yittorio Meneghello, II Quarantotto a Vicenza. Storia document.ata. Vicenza, 1898; gr.-8", XIII und 251 Seiten. Es ist die dritte sehr vermehrte und mit interessanten Illustrationen von Achille Beltrame versehene Ausgabe ; die zweite, kl.-8°, 133 Seiten, war 1886 erschienen; die erste kenne und besitze ich nicht. 1. 1*

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