Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)

Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Ansichten verschiedener Historiker über den Gesandten-Mord

406 Criste. französischen Gesandten, soll Thugut veranlasst haben, »die Enthüllungen der jacobinischen Gewalthaber rücksichtslos und blutig zu vergelten.« In seiner Darstellung, von welcher er nachdrücklich sagen zu müssen glaubt, dass darin »nichts auf­genommen ist, was sich nicht auf Actenstücke stützt oder durch gerichtliche Aussagen- bestätigt wird *)«, lässt Häusser dann auch den Mord durch Szekler-Husaren im Aufträge des Grafen L ehr b a ch und unter Mitwissenschaft des Ministers Th ugut aus­führen. »Einem Haufen Husaren,« so schliesst Haus ser, »einen so schlüpfrigen, diplomatischen Auftrag in die Hand legen, hiess ohnedies so viel, als die Besitzer der Actenstücke dem Zufall und dem guten Willen roher, vielleicht trunkener Sol­daten preisgeben ; wer solch’ einen Plan fassen und seine Aus­führung in solche Hände legen konnte, der war wohl auch nicht überrascht, wenn die bestellten Räuber an den Be­raubten zu Mördern wurden. Vielleicht war Beides anbefohlen ; die Papiere zu rauben und sich zugleich des ewigen Schweigens ihrer Besitzer zu versichern2).« Es hätte bei dieser Darstellung nicht des nachdrücklichen Hinweises auf die »Actenstücke« und auf die »gerichtlichen Aussagen« bedurft, denn schon 35 Jahre früher hat Jomini dieselbe Geschichte erzählt. Das Wiener Cabinet, meint dieser, habe Lehrbach beauftragt, sich in den Besitz der französischen Gesandtschafts-Papiere zu setzen. Hiezu sei unter Mitwissenschaft des Erzherzogs Carl der Oberst Barbaczy in’s Vertrauen gezogen worden. Der mit der Aus­führung der That betraute Officier hatte den Gesandten die Papiere abzunehmen und bei dieser Gelegenheit dem Bonnier und D ebry ein paar flache Hiebe zu applicieren; Roberj ot aber, als ehemaliger Mitschüler des österreichischen Ministers und in Freundschaft mit ihm verbunden, sollte verschont werden. Die Husaren jedoch, von denen die Mehrzahl berauscht war (woher weiss das Häusser?), vergässen den erhaltenen Befehl und erschlugen Bonnier und Roberjot, während Debry entkam 3). *) *) Die Quellen. Häusser’s sind, der »Authentische Bericht«, die Aussagen der Franzosen, besonders JeanDebry’s, die Memoiren Lang’s und — Hormayr! 2) Häusser, Deutsche Geschichte. II. 218 ff. (Berlin 1862.) 3) Jomini, Vie politique et militaire de Napoleon. Paris 1827.

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