Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)

Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Zweck und Verlauf des Rastatter Congresses bis zur Schlacht bei Stockach (26. März 1799)

4 Criste. An der Spitze der französischen Gesandtschaft stand General Bonaparte, der am 25. November 1797 in Rastatt eintraf, am 30. mit Cobenzl und GM. Grafen Merveldt die Ratification des Friedensschlusses von Campo Formio vornahm, am 1. December in Ausführung' eines der geheimen Artikel desselben mit dem FZM. Grafen Baillet de Latour und dem GM. Grafen Merveldt eine Militär-Convention wegen Abberufung der österreichischen Truppen aus den Reichs­festungen schloss und am 2. December wieder nach Paris reiste. Als Vertreter Frankreichs blieben vorläufig die Bürger Treilhard und Bonnier in Rastatt zurück. Im Verlaufe der Verhandlungen fand ein Wechsel im Personalstande der französischen Gesandtschaft statt. Bonaparte kehrte nicht mehr nach Rastatt zurück und an seine Stelle trat der Bürger Roberjot, während Treilhard, am 15. Mai 1798 in das Directorium gewählt, durch den Bürger D ebry ersetzt wurde. Als Chef der französischen Gesandtschaft fungierte nunmehr Bonnier. Louis Antoine Bonnier d’Arco, einer Adelsfamilie ans Montpellier entsprossen, 1750 geboren, bekleidete an­fangs die Stelle eines Präsidenten des Gerichtshofes in seiner Vaterstadt, wurde 1791 in die gesetzgebende Ver­sammlung, im nächsten Jahre in den Convent gewählt und' stimmte dort für den Tod König Ludwig XVI. Immer schwarz gekleidet, »einem wohlgenährten Stadtpfarrer glei­chend«, wird Bonnier von Bekannten als unwirsch, un­freundlich und ausserordentlich misstrauisch geschildert. Wie Bonnier gehörte auch sein College, Jean Debry, »ein schwarzes, langes, hageres Männchen, mit feurigem Auge«, zu den »Königsmördern«. Geboren 1760 in Vervins, widmete er sich später dem Advocatenstande und gehörte bald zu den fanatischesten Anhängern der Revolution. 1792 stellte er in der gesetzgebenden Versammlung den Antrag, eine Legion von 1200 freiwilligen Tyrannenmördern gegen die Souveraine auszuschicken und demjenigen, welcher den Kopf des Kaisers oder des Königs von Preussen oder des Herzogs von Braunschweig oder des Herzogs von Sachsen-Teschen oder eines ähnlichen »Raubthieres« herbeibrächte, 100.000 Francs Belohnung zu bewilligen. Sein Votum über das Schicksal

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